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Deutsche Bank und Commerzbank überraschen mit hohen Gewinnen

Für die deutschen börsennotierten Banken hat das neue Geschäftsjahr überraschend positiv begonnen. Sowohl Branchenprimus Deutsche Bank als auch die Commerzbank, Deutschlands zweitgrößte Privatbank, konnten im ersten Quartal deutliche Gewinnzuwächse verzeichnen. Damit übertrafen sie auch die Erwartungen der Analysten.

Deutsche Bank mit einem Plus von 17 Prozent

Die Deutsche Bank legte dabei trotz des Krieges in der Ukraine zu Jahresbeginn einen Gewinnsprung hin. „Die Ergebnisse aller Geschäftsbereiche liegen im oder über dem Plan, und wir haben unseren höchsten Quartalsgewinn seit neun Jahren erzielt“, sagte Vorstandschef Christian Sewing. Deutschlands größtes Geldhaus verdiente nach Abzug von Zinsen und Nachranganleihen 1,06 Milliarden Euro. Das entspricht einem Plus von 17 Prozent. Analysten hatten im Schnitt rund 950 Millionen Euro erwartet. Die Deutsche Bank konnte damit das siebte Gewinnquartal in Folge ausweisen. Die Konzernerträge stiegen um ein Prozent auf 7,3 Milliarden Euro.

„Damit sind wir in einer guten Position, um unsere Ziele für dieses Jahr zu erreichen“, erklärte Finanzvorstand James von Moltke. Gleichzeitig warnte das Geldinstitut jedoch, dass das gegenwärtige Marktumfeld zunehmend herausfordernd sei und sich der Kostendruck intensiviert habe. Dieser Kostendruck, für den von Moltke auch die Lohnentwicklung verantwortlich machte, kam bei der Börse nicht gut an. Die Aktie der Deutschen Bank gab zeitweise um rund sechs Prozent nach. Zudem habe die Ukraine-Krise das Potenzial, die Jahresergebnisse im wichtigen Geschäftsjahr 2022 zu beeinflussen, so Sewing.

Commerzbank verdoppelt Überschuss

INFO-BOX:
Commerzbank
Die 1870 gegründete Commerzbank war zunächst in Hamburg tätig. Später kamen Filialen in Berlin und Frankfurt am Main hinzu. Seit 1990 hat sie ihren Sitz in Frankfurt und betreut rund 18 Millionen Kunden im In- und Ausland. 2019 wies sie eine Bilanzsumme von rund 464 Mrd. Euro aus.
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Zuvor hatte bereits die Commerzbank ihre vorläufige Bilanz für das Auftaktquartal präsentiert und dabei ebenfalls für eine positive Überraschung gesorgt. Der Überschuss habe sich im ersten Quartal mit 284 Millionen Euro binnen Jahresfrist mehr als verdoppelt. Vor einem Jahr hatte noch ein Gewinn von 133 Millionen Euro im Auftaktquartal in den Büchern gestanden. Das operative Ergebnis kletterte leicht auf 544 Millionen Euro. Allerdings belasteten wie auch bei der Deutschen Bank mögliche Risiken rund um den Ukraine-Krieg die Bilanz.

So verdreifachte die Commerzbank binnen Jahresfrist ihre Risikovorsorge vor möglichen Kreditausfällen auf 464 Millionen Euro gegenüber 149 Millionen Euro im Jahr zuvor. Die Deutsche Bank vervierfachte ihre Risikovorsorge sogar auf 292 Millionen Euro. Die Aktie der Commerzbank stieg nach der hervorragenden Zahlen um rund drei Prozent und gehörte zu den stärksten Werten im MDax. „Dank eines starken Kundengeschäfts haben wir unseren operativen Gewinn gesteigert, obwohl die wirtschaftlichen Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine unser Risikoergebnis belastet haben“, erläuterte Konzernchef Manfred Knof. An den gesteckten Zielen für das Gesamtjahr wolle man festhalten.

Beide Geldhäuser stecken in radikalem Umbau

Neben den guten Zahlen haben die beiden Banken noch eine weitere Gemeinsamkeit. Beide haben einen umfassenden Konzernumbau eingeleitet. So schloss die Deutsche Bank ganze Abteilungen, trennte sich von besonders riskanten Teilen des Investmentbankings und leitete harte Sparschritte mit dem Abbau Tausender Stellen ein. Konzernchef Sewing hatte unter anderem das Ziel ausgegeben, die sogenannte Aufwand-Ertrag-Relation in diesem Jahr auf 70 Prozent zu senken. Das bedeutet: Um einen Euro zu erwirtschaften, sollen maximal 70 Cent aufgewendet werden. Im ersten Quartal lag diese Quote bei 73 Prozent. Angesichts der hohen Inflationsrate und des Ukraine-Konflikts zweifeln Branchenexperten jedoch daran, dass sich diese Quote noch weiter drücken lässt.

Auch der seit Anfang 2021 als Vorstandsvorsitzender der Commerzbank tätige Knof hatte seinem Konzern einen Radikalumbau verordnet, durch den das Frankfurter Geldhaus wieder auf einen stabilen Gewinnkurs gebracht werden soll. Unter seiner Führung war das Geldinstitut im vergangenen Jahr wieder in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt. Die neuesten Ergebnisse illustrierten, dass unter Führung Manfred Knofs „auf der ganzen Linie die operative Wende gelungen“ sei, schrieb die Bank.