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Ladenhüter: H&M vernichtet angeblich 100.000 Kleidungsstücke

In der Modebranche scheint aktuell der Wurm drin zu sein. Während Investoren trotz Umsatzwachstum am nachhaltigen Erfolg der Zara-Mutter Inditex zweifeln und eine Gewinnwarnung heute den Börsenkurs von Zalando zweistellig einbrechen ließ, soll nun der schwedische Textil-Konzern Hennes & Mauritz (H&M) rund 100.000 neuwertige Kleidungsstücke vernichtet haben. Das berichtet die „WirtschaftsWoche“.

Warenbestand auf 3,5 Milliarden Euro angewachsen

Auch wenn H&M mittlerweile ebenfalls im Online-Handel Fuß fasst, scheint die Umsatzrakete nicht zu zünden. Das hatten sich die Verantwortlichen sicherlich anders vorgestellt, sehen sich aber nun mit dem immer härteren Kampf auf dem Bekleidungsmarkt konfrontiert. Immerhin mischen dutzende Großunternehmen im Online- und Offline-Markt mit. Was vor gut zehn Jahren noch kaum vorstellbar war, ist nun aber Realität: H&M bleibt auf Ladenhütern sitzen.

Wie die WirtschaftsWoche und das ZDF-Magazin Frontal 21 aus einem internen Bericht erfahren haben wollen, wuchs der Warenbestand allein im ersten Halbjahr 2018 von 3,1 Milliarden Euro auf 3,5 Milliarden Euro an. Das ist ein Anstieg von satten elf Prozent. Verantwortlich ist neben der ebenfalls günstigen Konkurrenz höchstwahrscheinlich auch die zunehmende Individualisierung der Verbraucher, die auf der Suche nach Kleidung sind, die nicht hunderttausendfach verkauft wird. Für den einst so erfolgreichen Konzern sei dies „eine neue Erfahrung“, so das Unternehmen.

Hat H&M auch Neuware vernichtet?

INFO-BOX:
Hennes & Mauritz (H&M)
Hennes & Mauritz (H&M) wurde im Oktober 1947 im schwedischen Västerås gegründet. Heute hat das Unternehmen seinen Sitz in Stockholm und beschäftigt weltweit mehr als 160.000 Mitarbeiter. Zu H&M gehören neben der Hausmarke die Labels COS, Monki, Cheap Monday, Weekday, & other Stories sowie Arket.
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Aus den Zahlen, die aus einem Bericht einer Logistik-Tochter an den Gesamtbetriebsrat stammen, geht hervor, dass das Unternehmen die Vernichtung von 100.000 Kleidungsstücken in Auftrag gegeben haben soll. Nun stellt sich die Frage, ob unter den vernichteten Kleidungsstücken auch neuwertige Kleidung war. Das zumindest wäre in der Modebranche nicht unüblich. Viele Unternehmen standen in der Vergangenheit bereits im Verdacht, Ladenhüter zu verbrennen, um geistiges Eigentum zu schützen und Imitaten vorzubeugen.

Eine durchaus fragliche Argumentation, zumal die Vernichtung intakter Güter aus ökonomischer Perspektive kaum nachzuvollziehen ist. Auf eine Anfrage hin wies der Konzern, der in den vergangenen den Jahren mehr als die Hälfte seines Börsenwertes verloren hat, die Anschuldigungen zurück. „Für H&M gebe es keinen Grund, intakte Kleidung in die Verbrennung zu geben oder anderweitig zu vernichten“, hieß es in einem Statement.

Zudem versicherte man, dass man neuwertige Kleidung grundsätzlich nicht vernichte, sondern dies lediglich bei Sicherheitsbedenken täte. Wie etwa, wenn diese von chemischen Rückständen belastet sei. Ähnlich äußerte sich das Unternehmen bereits im vergangenen Jahr, als unter anderem Greenpeace den Umgang von H&M mit nicht verkaufter Ware kritisierte. Ob der Konzern nun 100.000 Ladenhüter vernichtet hat oder nicht – jedes neuwertige Produkt, das ungenutzt eingestampft wird, ist eines zu viel.

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Ralf Schmidl

Als Politologe und Online-Redakteur kümmert sich Ralf auf News-Mag in erster Linie um die Bereiche Politik und Wirtschaft. Aber auch zu Lifestyle-Themen wie Smart Living, Car-Trends oder Verbraucherschutz steuert er regelmäßig Artikel auf News-Mag bei.