home Wirtschaft Nach geplatzer Schlichtung: Flugbegleiter-Gewerkschaft UFO stellt Lufthansa Ultimatum

Nach geplatzer Schlichtung: Flugbegleiter-Gewerkschaft UFO stellt Lufthansa Ultimatum

Nach der geplatzten Schlichtung zwischen der Lufthansa und der Gewerkschaft UFO haben die Flugbegleiter dem Unternehmen ein siebentägiges Ultimatum gesetzt. Sollte es bis Donnerstag kommender Woche keine Einigung geben, seien Streiks unvermeidbar, so die Gewerkschaft. Fluggäste könnten sich dann auch nicht darauf verlassen, dass die Advents- und Weihnachtszeit streikfrei verlaufe. Die Lufthansa zeigte sich indes gesprächsbereit.

UFO will Politik als Vermittler

INFO-BOX:
Unabhängige
Flugbegleiter Organisation (UFO)
Die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (UFO) spaltete sich 1992 von den Vorläuferorganisa-tionen der Dienstleistungs-gewerkschaft Ver.di ab und hat ihren Sitz im hessischen Mörfelden-Walldorf. UFO hat nach eigenen Angaben mehr als 10.000 Mitglieder und einen Organisationsgrad von mehr als 70 Prozent. Seit 2002 ist die Gewerkschaft Tarifpartner von Condor sowie der Lufthansa und deren Tochtergesell-schaften. UFO ist bis heute die einzige Gewerkschaft in Deutschland, die sich ausschließlich um die Belange des fliegenden Personals kümmert.
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„Wir werden keine Streiks in den nächsten sieben Tagen verkünden oder durchführen“, sagte der Vize-Vorsitzende der Gewerkschaft, Daniel Flohr, im Rahmen einer Pressekonferenz. Sollte in diesem Zeitraum jedoch kein Ergebnis gefunden werden, werde UFO am Donnerstag um 10 Uhr verkünden, wo, wie lange und bei welcher Airline gestreikt werde, ergänzte Nicoley Baublies, Beauftragter des UFO-Vorstands. Die Gewerkschaft sei allerdings der Überzeugung, dass derartige Maßnahmen „nicht der richtige Weg“ seien. Die Gewerkschaft appellierte zudem an die Politik, in dem festgefahrenen Konflikt zu vermitteln. Vorausgegangen war dem Ultimatum ein monatelanger rechtlicher Konflikt zwischen der Airline und der Gewerkschaft. In der vergangenen Woche hatte man sich schließlich auf eine umfassende Schlichtung geeinigt und wollte in einem zusätzlichen Moderationsprozess weitere Probleme aus dem Weg räumen. Außerdem sollten bei den deutschen Lufthansa-Töchtern Eurowings und SunExpress parallel Tarifverhandlungen aufgenommen werden.

Da sich UFO jedoch nicht eindeutig und unbefristet zu einem Streikverzicht auch bei den vier Lufthansa-Töchtern bereiterklärt habe, zog der Konzern am gestrigen Abend seine Schlichtungs-Zusage zurück. An einer einseitig ausgelösten „kleinen Schlichtung“ wolle man aber festhalten, so das Unternehmen. Dabei soll es sich nur um die wenigen Tarifthemen drehen, für die UFO vorletzte Woche einen zweitägigen Streik veranstaltet hatte. Dazu gehören mehr Spesen und Zulagen für Flugbegleiter sowie Wechselmöglichkeiten für Saisonarbeiter in reguläre Arbeitsverhältnisse.

UFO war dem Konzern hingegen „Erpressung“ vor. Man sei auf die Lufthansa zugegangen und habe einen „wirksamen Streikverzicht“ angeboten, so Flohr. Dieser schließe die Lufthansa-Töchter Germanwings, Eurowings, SunExpress und CityLine ein. Lufthansa signalisierte unterdessen heute, auch weiterhin an einer großen Schlichtung interessiert zu sein. Das Unternehmen begrüße die Möglichkeit, „nun innerhalb der von UFO gesetzten Frist wieder zu Lösungen kommen zu können“, sagte ein Lufthansa-Sprecher. Man sei bereit, den Weg einer umfassenden Schlichtung „gemeinsam mit UFO zu gehen“.

Lufthansa zweifelt „Gewerkschaftseigenschaft“ von UFO an

Lufthansa und UFO waren in der Vergangenheit tief zerstritten. Der Konzern zweifelte die Vertretungsbefugnis der Gewerkschaft nach Querelen im UFO-Vorstand an und sah die „Gewerkschaftseigenschaft“ ungeklärt. Um die Airline an den Verhandlungstisch zu bringen, initiierte UFO Anfang November einen 48-stündigen Ausstand bei der Kernmarke. Aufgrund dessen musste Lufthansa 1.500 Flüge streichen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte zuvor vergeblich versucht, den Streik gerichtlich verbieten zu lassen und bot schließlich am ersten Streiktag Gespräche über eine Schlichtung an.