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Glücksatlas: Deutsche sind trotz Krieg und Inflation wieder zufriedener

Nach dem Wegfall der meisten Corona-Maßnahmen sind die Menschen in Deutschland wieder etwas zufriedener – Kriegsängste und Inflation bremsen sie aber weiter aus. Das geht aus dem am Dienstag vorgestellten „Glücksatlas“ hervor, den die Universität Freiburg mit Unterstützung der Süddeutschen Klassenlotterie (SKL) erstellt hat. „Die Talsohle ist durchschritten, die Hälfte des Weges liegt aber noch vor uns“, erklärte der wissenschaftliche Leiter der Untersuchung, Bernd Raffelhüschen, in einer Mitteilung.

Nordrhein-Westfalen der Aufsteiger des Jahres

INFO-BOX:
Glücksranking 2022
1. Schleswig-Holstein (7,14)
2. Bayern (7,06)
3. Nordrhein-Westf. (6,98)
4. Hamburg (6,96)
5. Brandenburg (6,87)
6. Hessen (6,82)
7. Niedersachsen (6,80)
8. Baden-Württemb. (6,80)
9. Sachsen-Anhalt (6,79)
10. Sachsen (6,68)
11. Rheinland-Pfalz (6,65)
12. Bremen (6,58)
13. Thüringen (6,54)
14. Berlin (6,53)
15. Saarland (6,49)
16. M.-Vorpommern (6,35)
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Im Durchschnitt gaben die Menschen ihre Lebenszufriedenheit auf einer Skala von 0 bis 10 mit 6,68 an. Vergangenes Jahr hatte dieser Wert mit 6,58 niedriger gelegen, vor der Pandemie 2019 war er mit 7,14 deutlich höher. Vor allem Inflation und Kriegsfolgen wirkten sich demnach negativ auf die Zufriedenheit der Deutschen aus. „Im September durchbrach die Inflation die 10-Prozent-Marke. Sollte sie bis Dezember 2022 so hoch bleiben, dürfte sich der Gesamtverlust an Lebensglück durch die diesjährige Inflation auf 0,46 Punkte belaufen“, hieß es in der Mitteilung. Dies sei zu viel.

Am glücklichsten sind die Menschen bereits das fünfte Jahr in Folge in Schleswig-Holstein (7,14). Auf Platz zwei und drei folgen Bayern (7,06) und Nordrhein-Westfalen (6,98). Am unzufriedensten sind die Menschen in Berlin (6,53), im Saarland (6,49) und in Mecklenburg-Vorpommern (6,35). „Nordrhein-Westfalen ist der Aufsteiger des Jahres“, erklärten die Autoren der Studie. Das Bundesland kletterte von Rang sechs im Vorjahr auf den dritten Rang im aktuellen Ländervergleich. Die Daten für den „Glücksatlas 2022“ stammen aus insgesamt elf Befragungen von Januar bis Oktober 2022 von insgesamt 11.450 repräsentativ ausgewählten Menschen ab 16 Jahren.

Generell zeigte sich Westdeutschland in den Befragungen mit 6,91 Punkten etwas zufriedener als Ostdeutschland (6,67). Während Corona sei der Unterschied zwischen Ost und West bei der Zufriedenheit fast verschwunden, hieß es. Zuletzt sei er aber wieder gewachsen. „Die Nachteile, die der Westen in der Pandemie hatte, spielen 2022 keine Rolle mehr: Hohe Anteile an jüngeren Menschen, an Familien, an Großstädtern und Selbständigen sind normalerweise Garanten für ein höheres Glücksniveau einer Region“.

Generation Z leidet noch unter Corona-Jahren

Zu den positiven Entwicklungen 2022 gehört auch, dass viele Bevölkerungsgruppen, die besonders stark unter den Corona-Maßnahmen gelitten hatten, ihre Lebenszufriedenheit wieder verbessern konnten. So nahm die Glücklichkeits-Kurve von Frauen in den vergangenen beiden Jahren deutlich ab, während die der Männer mehr oder weniger konstant blieb. Das Ergebnis: Eine Glücks-Kluft von 0,19 Punkten. Diese konnte 2022 erstmals nach zwei Jahren um 0,06 Punkte verringert werden. Auch Familien sind 2022 mit 7,43 Punkten endlich wieder zufriedener als im Vorjahr (7,17).

Doch es gibt auch weniger erfreuliche Entwicklungen: Am wenigsten erholt haben sich junge Menschen der Generation Z, also derjenigen, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden. Während der Pandemie verloren sie in den beiden Vorjahren auf der Skala einen ganzen Punkt ihrer Lebenszufriedenheit. 2022 holten sie zwar etwas auf, es fehlen aber immer noch 0,52 Punkte, um das frühere Glücksniveau zu erreichen.