home Auto, Wirtschaft Bernd Pischetsrieder soll neuer Aufsichtsratschef von Daimler werden

Bernd Pischetsrieder soll neuer Aufsichtsratschef von Daimler werden

Der frühere BMW- und Volkswagen-Chef Bernd Pischetsrieder soll künftig den Aufsichtsrat beim Autobauer Daimler lenken. Der aktuelle Aufsichtsrat nominierte den 72-Jährigen heute als Nachfolger von Manfred Bischoff. Dieser scheidet altersbedingt mit der Hauptversammlung 2021 aus dem Aufsichtsrat aus, teilte der Konzern heute mit. Pischetsrieder ist seit 2014 Mitglied des Daimler-Aufsichtsrats, zuvor war er von 1993 bis 1999 bei BMW und von 2002 bis 2006 bei Volkswagen als Vorstandsvorsitzender tätig. Bei beiden Konzernen schied er im Unfrieden aus. Neben seinen Stationen in der Automobilbranche leitete Pischetsrieder von 2013 bis 2019 zudem den Aufsichtsrat der Rückversicherers und DAX-Konzerns Munich Re. Sein Nachfolger wurde damals Nikolaus von Bomhard.

Auch Siemens-CEO Kaeser galt als heißer Kandidat

INFO-BOX:
Daimler AG
Die Anfänge der Daimler AG reichen bis in das Gründungsjahr 1883 der Benz & Cie. Rheinische Gasmotorenfabrik in Mannheim zurück, die 1926 mit der Daimler-Motoren-Gesellschaft zur Daimler Benz AG fusionierten. Nach dem Zusammenschluss mit Chrysler entstand 1998 die DaimlerChrysler AG. Die Umbenennung in Daimler AG erfolgte 2007 nach dem mehrheitlichen Verkauf von Chrysler.
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„Pischetsrieder ist einer der international anerkanntesten Automobilexperten“, sagte Bischoff über seinen Nachfolger. „Seine Expertise und sein Erfahrungsschatz sind für die Daimler AG von herausragender Bedeutung. Er hat die Entscheidungen, den Konzern zu digitalisieren und das Produktportfolio zu elektrifizieren und damit neu auszurichten, intensiv begleitet“. Zudem er schätze er seinen designierten Nachfolger menschlich und fachlich sehr. Überraschend kommt die Berufung Pischetsrieders deshalb, weil zuletzt Noch-Siemens-Chef Joe Kaeser als heißer Kandidat auf den Posten des Chefaufsehers galt. Kaeser scheidet Anfang Februar kommenden Jahres offiziell als Vorstandsvorsitzender von Siemens aus und hatte somit nicht nur Zeit, sondern auch einen Blick von außen auf die Autoindustrie. Außerdem verfügt er über hervorragende politische Kontakte, vor allem im wichtigen Auto-Absatzmarkt China.

Auf dem Zettel stand lange Zeit auch Ex-Vorstandschef Dieter Zetsche. Dieser hatte nach anhaltender Kritik von Aktionären aber sein Interesse zurückgezogen. Die Investoren werfen Zetsche vor, sich zum Ende seiner Zeit als Vorstandschef zu sehr auf den Rekorden der zurückliegenden Jahre ausgeruht und wichtige Weichenstellungen verschlafen zu haben. Dazu gehört vor allem der Umstieg auf die Elektromobilität.

Auch Pischetsrieder dürfte aufgrund seines Alters nur eine Übergangslösung sein. Sein Mandat im Aufsichtsratsgremium von Daimler läuft noch bis 2024. Für eine Wiederwahl für eine volle weitere Amtszeit wäre er mit dann 76 Jahren eigentlich zu alt. Die Geschäftsordnung sieht für die Wahl in den Daimler-Aufsichtsrat eine Altersgrenze von 72 Jahren vor. Ein Sprecher betonte jedoch, dass es sich bei dieser Regel um eine „Kann-Bestimmung“ handle. Auch Bischoff, der den Aufsichtsrat seit 2007 führt, sei bei seiner letzten Wahl schon über der Altersgrenze gelegen.

Chefs von Shell und BASF neu im Aufsichtsrat

Neben Bischoff scheiden 2021 auch Petraea Heynike und Jürgen Hambrecht aus dem Daimler-Aufsichtsrat aus. Sie sollen, sofern die Hauptversammlung zustimmt, von den Chefs von Shell und BASF, Ben van Beurden und Martin Brudermüller, sowie der Cisco-Managerin Elizabeth Centoni ersetzt werden. Vor dem Hintergrund des Wandels hin zum E-Auto zeigten sich Experten vor allem von der Personalie van Beurden überrascht. Allerdings stehe auch Pischetsrieder nicht gerade für den Aufbruch in das Zeitalter der Elektromobilität und Digitalisierung, sondern eher für die alte Welt des Verbrennungsmotors, sagte der Automarkt-Experte der NordLB, Frank Schwope.