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Mutiertes Coronavirus: Dänemark tötet Millionen Nerze

Aus Sorge vor einer Ausbreitung einer bei Nerzen aufgetretenen Mutation des Coronavirus erlässt die dänische Regierung weitreichende Beschränkungen in der Region Nordjütland. In sieben Kommunen werde der öffentliche Nahverkehr eingestellt. Zudem sollen die knapp 280.000 Einwohner in ihrer jeweils eigenen Kommune bleiben. Studenten sowie Schüler der Klassen 5-8 erhalten von Montag an Unterricht aus der Ferne, wie Ministerpräsidentin Mette Frederiksen mitteilte.

Impfstoffe könnten schlechter wirken

INFO-BOX:
Nordjütland (Nordjylland)
Die dänischen Regionen wurden 2007 vom dänischen Parlament geschaffen. Die Region Nordjütland umfasst Nordjütland, die Inseln Vendsyssel-Thy, Mors und Læsø sowie die Kommune Mariagerfjord. Sitz der Verwaltung ist Aalborg.
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Bisher ging die dänische Regierung nur von zwölf Personen aus, die sich mit der bei Nerzen aufgetretenen Mutation des Coronavirus infiziert hatten. Wie das dänische Gesundheitsinstitut SSI am Freitag bekanntgab, ist der mutierte Erreger inzwischen jedoch bei 214 nachgewiesen worden. Von den Erkrankten kommen 200 Personen aus Nordjütland, wo es besonders viele Nerzfarmen gibt. Landesweit trat Sars-CoV-2 bereits in 216 Zuchtanlagen auf. Dänemark ist weltweit der größte Produzent von Nerzfellen. Landesweit gibt es mehr als 1.100 Zuchtfarmen.

Schon am Mittwoch hatten die Gesundheitsbehörden die Tötung aller 15 bis 17 Millionen Nerze angeordnet, da das sogenannte Cluster-5-Virus auf den Menschen übertragbar sei. Zwar sei es wohl nicht gefährlicher als das Ursprungs-Virus. Es bestehe jedoch das Risiko, dass die derzeit entwickelten Impfstoffe weniger gut gegen diese Variante wirken, sagte der Direktor des SSI, Kare Molbak. Ministerpräsidentin Frederiksen ergänzte, man wolle die Ausbreitung unter allen Umständen verhindern. Dies geschehe nicht nur aus Sorge um die eigene Bevölkerung. „In Dänemark sind wir erst einmal für uns verantwortlich, aber mit dieser Mutation tragen wir noch mehr Verantwortung für den Rest der Welt“.

„Reeller Lockdown“ in Nordjütland

Betroffen von den jetzt angeordneten Beschränkungen sind die Kommunen Hjørring, Frederikshavn, Brønderslev, Jammerbugt, Thisted, Vesthimmerland und Læsø. Restaurants, Kneipen und andere Lokale müssen ab Samstag schließen, dürfen aber Essen zum Mitnehmen anbieten. Sporthallen, Schwimmbäder und Fitnessstudios müssen dann ab Montag dichtmachen. Man könne von einem reellen Lockdown in Nordjütland sprechen, so Ministerpräsidentin Frederiksen. Alle Bürger in den betroffenen Kommunen werden zudem aufgefordert, einen Corona-Test zu machen.

WHO: Keine Hinweise auf erhöhtes Risiko

Indes sieht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) derzeit noch keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko durch das mutierte Virus in Dänemark. Es habe bereits zahlreiche Mutationen des Sars-CoV-2-Erregers gegeben, sagte WHO-Chefwissenschaftlerin Soumya Swaminathan in Genf. „Es ist zu früh, voreilige Schlüsse zu ziehen, welche Folgen diese neue Mutation für die Übertragung, Schwere der Erkrankung, klinische Symptome oder mögliche Impfstoff-Wirkung hat“. Der WHO seien bislang weltweit über 170.000 Gensequenzen des Virus bekannt. Ein Stab von Wissenschaftlern werte die Veränderungen des Virus seit Beginn der Pandemie ständig aus. Eine erste Risikobewertung der WHO werde noch im Laufe des Freitags an die Mitgliedsstaaten kommuniziert, so WHO-Nothilfekoordinator Mike Ryan. Die Belege, die man derzeit vorliegen habe, wiesen allerdings nicht darauf hin, dass sich diese Variante des Erregers in irgendeiner Form anders verhalte. Er betonte aber auch, dass es wichtig sei, der Übertragung durch Sicherheitsmaßnahmen in Tierbetrieben vorzubeugen.