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Gesellschaft für deutsche Sprache: „Heißzeit“ ist das Wort des Jahres 2018

Das Wort des Jahres 2018 lautet „Heißzeit“. Diese Entscheidung traf eine Jury der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden. Der Begriff stehe für den extremen Sommer und den Klimawandel, so die Jury in ihrer Begründung. Außerdem sei „Heißzeit“ eine interessante Wortbildung mit seiner lautlichen Analogie zur „Eiszeit“. Damit erhalte der Ausdruck eine epochale Dimension und verweise möglicherweise auf eine sich ändernde Klimaperiode.

„Funklochrepublik“ und „Ankerzentren“ auf den Plätzen

INFO-BOX:
Wort des Jahres
1991: Besserwessi
1992: Politikverdrossenheit
1993: Sozialabbau
1994: Superwahljahr
1995: Multimedia
1996: Sparpaket
1997: Reformstau
1998: Rot-Grün
1999: Millennium
2000: Schwarzgeldaffäre
2001: Der 11. September
2002: Teuro
2003: Das alte Europa
2004: Hartz IV
2005: Bundeskanzlerin
2006: Fanmeile
2007: Klimakatastrophe
2008: Finanzkrise
2009: Abwrackprämie
2010: Wutbürger
2011: Stresstest
2012: Rettungsroutine
2013: GroKo
2014: Lichtgrenze
2015: Flüchtlinge
2016: postfaktisch
2017: Jamaika-Aus
2018: Heißzeit
Vor den Gefahren einer globalen „Heißzeit“ hatten dabei Klimaforscher im August im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“ gewarnt – und dies, selbst wenn die Ziele des Pariser Klimaabkommens eingehalten würden. Auf den zweiten Platz bei der Wahl zum Wort des Jahres 2018 landete der Begriff „Funklochrepublik“. Spätestens seit dem Bundestagswahlkampf 2017 sei die teils miserable Abdeckung mit Mobilfunk auf dem Land ein politisches Thema, so die Sprachexperten. Auf dem Bronzerang landete „Ankerzentren“ – Anker steht dabei nicht für Sicherheit im Sinne von „Anker werfen“, sondern setzt sich aus den Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter zusammen: An(kunft), k(ommunale Verteilung), E(ntscheidung) und R(ückführung). Dies beschreibt die Aufgaben, die Ankerzentren gebündelt erfüllen sollen.

Auf den vierten Platz hat es in diesem Jahr sogar ein ganzer Satz geschafft: Mit „Wir sind mehr“ reagierte eine breite Öffentlichkeit im Sommer auf eine rechte Kundgebung mit fremdenfeindlichen Übergriffen im Chemnitz. Auf den Streit rund um Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen spielt „strafbelobigt“ an, das die Sprachforscher auf Platz Fünf wählten. Nach seinen umstrittenen Stellungnahmen zu den Vorfällen in Chemnitz wollte Bundesinnenminister Horst Seehofer Maaßen zunächst zum Staatssekretär im Innenministerium machen, was formal eine Beförderung gewesen wäre. Inzwischen wurde Maaßen in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Nach „Pflegeroboter“ auf Platz Sechs folgt mit „Diesel-Verbot“ ein weiteres Aufreger-Thema des Jahres, das Politik und Öffentlichkeit aber sicher auch in den kommenden Jahren weiter beschäftigen wird. Nach „Handelskrieg“ und „Brexit-Chaos“ landet auf Platz 10 mit „die Mutter aller Probleme“ eine Äußerung Horst Seehofers zur Flüchtlingsfrage.

GfdS kürt Wort des Jahres seit 1977

Das Wort des Jahres wird seit 1977 gewählt und damit 2018 bereits zum 42. Mal in Folge bekannt gegeben. Bei der Aktion geht es um Begriffe, die nach Ansicht der Experten die öffentliche Diskussion in den vergangenen zwölf Monaten am meisten geprägt haben. Die Jury setzt sich dabei auf dem Hauptvorstand der Gesellschaft für deutsche Sprache und den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammen. Eine weitere Jury wählt unabhängig davon in jedem Jahr auch das „Unwort des Jahres“. Das Unwort des Jahres 2018 soll Anfang kommenden Jahres in Darmstadt bekannt gegeben werden – 2017 gewann hier der Begriff „Alternative Fakten„.