home Gesundheit, Panorama „Goldener Windbeutel 2020“: Grünländer Käse ist die Werbelüge des Jahres

„Goldener Windbeutel 2020“: Grünländer Käse ist die Werbelüge des Jahres

Der „Goldene Windbeutel“ der Verbraucherorganisation Foodwatch geht in diesem Jahr an den „Grünländer Käse“ der Großmolkerei Hochland. Bei der Online-Abstimmung setzte sich der Käse mit rund 44 Prozent der mehr als 65.000 abgegeben Stimmen deutlich gegen seine vier Mitkonkurrenten durch. Auf den Plätzen folgten „Volvic Bio Roiboos Tee“ von Danone Waters (17,6 Prozent), „Arla Bio-Weidemilch haltbar“ (14 Prozent), „Zentis 50% weniger Zucker Erdbeere“ Fruchtaufstrich (13,3 Prozent) und „Be-Kind Protein Riegel Crunchy Peanut Butter“ von Mars (11,6 Prozent).

„Freilauf“ meint nur Bewegungsmöglichkeit im Stall

INFO-BOX:
Goldener Windbeutel
2009: Actimel von Danone
2010: Monte Drink von Zott
2011: Milch-Schnitte von Ferrero
2012: Instant-Tees von Hipp
2013: Capri-Sonne von Wild/Deutsche SiSi-Werke
2014: Alete Trinkmahlzeiten ab dem 10. Monat
2017: Alete Kinderkeks
2018: Glacéau Smartwater von Coca-Cola
2019: Kinder-Tomaten-sauce Bio von Zwergen-wiese
Hochland verspricht für den „Grünländer Käse“, dass die „Milch von Freilaufkühen“ stammt. Tatsächlich stehen die Tiere laut Foodwatch jedoch im Stall. „Freilauf“ bedeute bei Grünländer lediglich, dass sich die Kühe im Stall bewegen können und nicht etwa auf einer Weide. „Freilaufkühe“ sei nichts weiter als ein Fantasiebegriff, sagte Manuel Wiemann von Foodwatch, Wahlleiter bei der diesjährigen „Windbeutel“-Wahl. „Hochland gaukelt seiner Kundschaft ein Weide-Idyll vor und täuscht ausgerechnet jene Verbraucherinnen und Verbraucher, die bewusst Produkte auswählen, von denen sie sich eine bessere Tierhaltung versprechen“, so Wiemann weiter. Hochland wies in einer Stellungnahme die Kritik der Verbraucherschützer zurück: „Für unsere Marke verwenden wir ausschließlich Milch von Kühen, die sich jederzeit 365 Tage im Jahr frei im Stall bewegen können und nicht angebunden sind. Deshalb hält Hochland die Kritik für nicht angemessen und nimmt den „Preis“ nicht an“.

Der auf dem 2. Platz gelandete Roiboos Tee von Danone Waters enthält nach Angaben von Foodwatch gerade einmal 0,26 Prozent Roiboos-Aufguss und 92 Prozent aromatisiertes Mineralwasser. Die rötliche Farbe komme vor allem von einer entsprechend eingefärbten Verpackung. Die Groß-Molkerei Arla hingegen bewirbt ihre Bio-Weidemilch mit einem Siegel, das 71 Prozent weniger CO2 verspricht. Dabei unterschlägt der Konzern laut Foodwatch allerdings den wichtigsten Punkt der Klimabilanz: die Milchproduktion. Die Werbeaussage bezieht sich so lediglich auf die Verpackung.

Abstimmungsergebnis „Goldener Windbeutel 2020“ © foodwatch.org / Foodwatch

Der Zentis Erdbeer-Fruchtaufstrich auf Platz 4 geht gesundheitsbewussten Kundinnen und Kunden gehörig ans Portemonnaie. Der Hersteller ersetzt dabei Zucker durch Wasser und lässt sich dies durch einen saftigen Preisaufschlag versüßen. Das zuckerreduzierte Produkt kostet so im Handel gut das Doppelte wie das zuckrige Original. Der letzte Kandidat der diesjährigen „Windbeutel“-Wahl wird von Hersteller Mars als gesunder Sport-Snack mit dem „pflanzlichen Protein-Kick“ beworben. Allerdings besteht der Erdnuss-Riegel zur Hälfte aus Fett und Zucker und somit alles andere als gesund.

Grünländer: Foodwatch droht Kontrollbehörde mit Klage

Wie Foodwatch am Dienstag bekanntgab, haben die Verbraucherschützer die Bayerische Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen in Kulmbach aufgefordert, die „irreführende Vermarktung von Grünländer zu untersagen“. Dafür setzte die Organisation eine Frist bis zum 22. September. Sollte bis dahin kein Verbot erfolgt sein, will Foodwatch rechtlich gegen die Behörde vorgehen. „Das Lebensmittelrecht verbietet Täuschung, die Behörden sind zum Einschreiten verpflichtet“. Dies geschehe nach Ansicht der Verbraucherschützer aber viel zu selten. Die Wahl zum „Goldenen Windbeutel“ fand in diesem Jahr bereits zum zehnten Mal statt. Im letzten Jahr wählten die Verbraucher die „Kinder-Tomatensauce Bio“ von Zwergenwiese zur „Werbelüge des Jahres“. Zuvor durften sich unter anderem schon Produkte wie „Capri-Sonne“ oder die „Milch-Schnitte“ von Ferrero über den Negativpreis „freuen“.