Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat vor dem Einsatz von Virenschutzsoftware des russischen Herstellers Kaspersky gewarnt. Wie die Behörde in einem Schreiben mitteilte, befürchte man, dass Russland das Programm dazu nutzen könnte, um Angriffe auf IT-Systeme durchzuführen. Der russische IT-Hersteller könne selbst offensive Operationen ausführen oder gezwungen werden, Zielsysteme anzugreifen. Kunden sollte daher alternative Virenschutzprogramme nutzen.
Erhebliches Risiko eines erfolgreichen IT-Angriffs
Kaspersky |
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Das Softwareunternehmen Kaspersky Lab wurde 1997 von Natalja Kasperskaja und Jewgeni Kasperski gegründet. Es hat seinen Hauptsitz in Moskau, beschäftigt rund 4.000 Mitarbeiter und generierte 2020 einen Umsatz von 704 Millionen Dollar. Kaspersky Lab wurde durch die hohe Erkennungsrate seiner Virenscanner bekannt und dafür mehrfach preisgekrönt. |
Alle Nutzerinnen und Nutzer der Virenschutzsoftware von Kaspersky könnten von solchen „Operationen“ betroffen sein, warnte das BSI. Besonders gefährdet seien Unternehmen und Behörden mit besonderen Sicherheitsinteressen oder Betreiber wichtiger Infrastrukturen. Sie können sich vom BSI oder vom Verfassungsschutz beraten lassen. In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass Russland seine Kontrolle über das Internet verstärken will. Zudem plant das Land offenbar, sich vom weltweiten Netz zu trennen. Die Macher des belarussischen Telegram-Kanals Nexta teilten via Twitter eine entsprechende Anordnung des russischen Digitalministeriums. Darin heißt es, die Unternehmen sollten ihre Dienste bis Mitte März auf russische Server umziehen.
Eintracht Frankfurt beendet Kaspersky-Sponsoring
Kaspersky teilte in einer ersten Reaktion auf die BSI-Empfehlung mit, man sei „ein privat geführtes globales Cybersicherheitsunternehmen, und als privates Unternehmen hat Kaspersky keine Verbindungen zur russischen oder einer anderen Regierung“. Man sei „der Meinung, dass diese Entscheidung nicht auf der technischen Bewertung der Kaspersky-Produkte beruht, (…) sondern vielmehr aus politischen Gründen getroffen wurde“. Man wolle mit dem BSI zusammenarbeiten, um die Bedenken auszuräumen. Schädliche oder verdächtige Dateien von deutschen Nutzern verarbeite man in Rechenzentren in Zürich. Auf Wunsch könnten die Kunden unter anderem den Quellcode der verwendeten Software einsehen. Ohne Russland zu erwähnen, schreibt das Unternehmen in seinem Statement außerdem: „Wir glauben, dass der friedliche Dialog das einzig mögliche Instrument zur Lösung von Konflikten ist. Krieg ist für niemanden gut“.
Wenige Stunden nach der BSI-Warnung beendete Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt mit sofortiger Wirkung den Sponsoringvertrag mit dem russischen Softwareunternehmen. In einer Pressemitteilung erklärte Eintracht-Vorstandssprecher Axel Hellmann, dass sich durch die neuesten Entwicklungen „die Faktenlage und damit das Vertrauen in die Schutzfähigkeit der Produkte und Dienstleistungen von Kaspersky entscheidend verändert“ hätten. Man habe der Geschäftsleitung des Unternehmens daher mitgeteilt, dass der Klub der Sponsoringvertrag mit sofortiger Wirkung beende. „Wir blicken auf eine sehr vertrauensvolle und erfolgreiche Partnerschaft mit Kaspersky zurück und hatten in den vergangenen fast vier Jahren immer ein faires und gutes Miteinander mit den handelnden Personen. Wir bedauern die Entwicklung sehr“.