home Sport Ehemaliger DFB-Präsident Egidius Braun mit 97 Jahren gestorben

Ehemaliger DFB-Präsident Egidius Braun mit 97 Jahren gestorben

Der deutsche Fußball trauert um Egidius Braun. In der Nacht zum Mittwoch verstarb der Ehrenpräsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) im Alter von 97 Jahren. In dem Unternehmer, der von 1992 bis 2001 Chef des größten Sporteinzelverbandes der Welt war, verliert der DFB eine seiner herausragenden Persönlichkeiten in der 122-jährigen Verbandsgeschichte. Besonders die soziale Verantwortung des Fußballs lag Braun stets sehr am Herzen.

„Fußball ist mehr als ein 1:0“

„Heute ist ein trauriger Tag für alle Fußballerinnen und Fußballer in Deutschland und Europa“, sagte der frisch gekürte DFB-Präsident Bernd Neuendorf in einer Mitteilung des Verbands. „Mit Egidius Braun verlieren wir einen besonderen Menschen, der sich mit den Möglichkeiten des Fußballs gerade für diejenigen eingesetzt hat, die Unterstützung und Zuwendung brauchen. Dabei trieb ihn insbesondere die Sorge um in Not geratene Kinder und Jugendliche“. Brauns Motto war „Fußball ist mehr als ein 1:0“. Nach der Weltmeisterschaft 1986 wurde von ihm die Mexiko-Hilfe aus der Taufe gehoben. Die DFB-Stiftung Egidius Braun, die seinen Namen trägt, unterstützt unter anderem bereits seit 2001 Hilfsprojekte in der Ukraine. Die Beisetzung soll im engsten Familienkreis stattfinden. Wie der DFB bekanntgab, werde dabei im Sinne des Verstorbenen um Zuwendungen für die Ukraine-Soforthilfe der DFB-Stiftung Egidius Braun gebeten.

Beinahe-Rücktritt nach Krawallen bei der WM 1998

INFO-BOX:
DFB-Präsidenten
1900-1904: F. Hueppe
1904-1905: F.-W. Nohe
1905-1925: Gottfried Hinze
1925-1945: F. Linnemann
1950-1962: Peco Bauwens
1962-1975: H. Gösmann
1975-1992: H. Neuberger
1992-2001: Egidius Braun
2001-2006: G. Mayer-Vorf.
2004-2012: Theo Zwanziger
2012-2015: W. Niersbach
2016-2019: R. Grindel
2019-2021: Fritz Keller
seit 2022: B. Neuendorf
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Als Braun 1992 Präsident des DFB wurde, hatte er schnell den Namen „Pater Braun“ weg. Was sich zunächst auf seine Strenge bezog, wurde bald zur respektvollen Bezeichnung für einen durch und durch sozialen Menschen. Für Wolfgang Niersbach, einem der Nachfolger Brauns im Amt des DFB-Präsidenten, war er „das soziale Gewissen des deutschen Fußballs“. Dabei wollte der ehemalige Kartoffelgroßhändler nie DFB-Präsident werden. Man habe ihn aber bekniet, es zu tun. „Als Kind wollte ich immer Lokomotivführer werden“, gestand Braun einmal, „jetzt bin ich Weichensteller geworden“. Den DFB wollte er nach einer „Drei-Säulen-Theorie“ führen: „Die Spitze fordern, die Breite fördern und die Gesellschaftspolitik forcieren“.

Auch international engagierte sich Braun, saß zwölf Jahre im UEFA-Exekutivkomitee, war zwischen 1992 und 2000 UEFA-Vizepräsident und von 1996 bis 2000 Schatzmeister. Dieses Netzwerk nutzte er auch, um das „Sommermärchen“ 2006 in Deutschland zu ermöglichen. 1996 erlebte er in seiner Amtszeit den Titelgewinn bei der Europameisterschaft in England. Weniger Glück hatte er bei den Weltmeisterschaften seiner Amtszeit. 1994 schickte er Stefan Effenberg nach der „Stinkefinger-Affäre“ nach Hause. Noch viel schwerer machten ihm die Geschehnisse um die WM 1998 in Frankreich zu schaffen, als deutsche Hooligans in Lens randalierten und den französischen Polizisten Daniel Nivel schwer verletzten. Braun konnte danach nur mit Mühe von einem Rücktritt als DFB-Präsident oder dem Rückzug der Mannschaft vom Turnier abgehalten werden.

Gedenkminute vor allen Spielen am Wochenende

Nach einem Schlaganfall im Jahr 2006 zog sich Braun weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück. Seine Frau Marianne, mit der er 70 Jahre lang verheiratet war, starb im Mai 2020. Am kommenden Wochenende soll es vor allen Fußballspielen in Deutschland eine Gedenkminute geben. „Fußball-Deutschland verneigt sich auf diese Weise vor einem großen Präsidenten in der Geschichte unseres Verbandes, dem wir alle zu allergrößtem Dank verpflichtet sind“, sagte die designierte DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich.

Auch die Vereine der Bundesliga trauern um Braun. „Mit Egidius Braun verliert der Deutsche Fußball-Bund eine der prägendsten Persönlichkeiten seiner Geschichte. Sich stets seiner Wurzeln bewusst, lag Egidius Braun die soziale Verantwortung immer am Herzen. Sein Vermächtnis wird mit der nach ihm benannten Stiftung weiterleben“, erklärte Bayern-Präsident Herbert Hainer. Auch BVB-Chef Reinhard Rauball betonte Brauns soziales Engagement. „Mit Egidius Braun hat mich viele Jahre eine persönliche Freundschaft verbunden. Ich durfte selbst einst ein Projekt besuchen, dass er mit der Egidius-Braun-Stiftung in Mexiko ins Leben gerufen hat und weiß genau, dass man im In- und Ausland nach wie vor mit Hochachtung über das spricht, was er geleistet hat“.