home Wirtschaft Börsenstart: Auto1-Aktie glänzt mit Kurssprung von 45 Prozent

Börsenstart: Auto1-Aktie glänzt mit Kurssprung von 45 Prozent

Der Berline Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 hat ein erfolgreiches Börsendebüt hingelegt. Die Aktien starten mit 55 Euro in den Handel im Prime Standard (siehe Info-Box) an der Frankfurter Börse. Dies ist ein Plus von 45 Prozent zum Zuteilungspreis von 38 Euro. Damit wird der Betreiber der Plattform „wirkaufendeinauto.de“ mit knapp zwölf Milliarden Euro bewertet. Bereits am Vorabend hatte es geheißen, dass die Aktie um mehr als das Zehnfache überzeichnet worden sei.

Auto1 erzielte 2020 erstmals Gewinn

INFO-BOX:
Prime Standard
Der Prime Standard ist, als Teilbereich des regulierten Marktes mit weiteren Zulassungspflichten, neben dem General Standard das privatrechtlich organisierte, gesetzlich regulierte Börsensegment der Frankfurter Wertpapier-börse mit den höchsten Transparenzstandards und gleichzeitig die Voraussetzung für die Aufnahme in die Indizes DAX, MDAX, TecDAX und SDAX. Er wurde zum 1. Januar 2003 eingerichtet. Der Prime Standard soll mit seinen strengen Kriterien bevorzugt internationale Investoren anziehen.
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Auto1 ist das erste Unternehmen, dass in diesem Jahr den Sprung auf das Frankfurter Börsenparkett gewagt hat. Bereits im März dürfte die Funkmasten-Tochter Vantage Towers von Vodafone folgen und Auto1 den Titel des größten Börsengangs des Jahres wieder abjagen. Firmenchef und Mitgründer Christian Bertermann sagte: „Wir sind in den letzten Jahren sehr erfolgreich gewachsen, und der heutige Börsengang ist der Startschuss für die nächste Phase dieser unglaublichen Wachstumsgeschichte“. Und weiter: „Wir sind total glücklich. Das zeigt, wie viel Vertrauen wir bei alten wie auch bei neuen Investoren aufgebaut haben“. Vom Emissionsvolumen in Höhe von 1,83 Milliarden Euro fließt dem Börsenneuling eine Milliarde Euro zu, der Rest geht an die Altaktionäre. Darunter befinden sich unter anderem die US-Hedgefonds Sequoia Capital und Lone Pine Capital. Mit dem Geld will das Unternehmen unter anderem Autohero, die Marke für den Direktverkauf von Gebrauchtwagen an private Kunden, weiter ausbauen.

Nach Angaben von Marktbeobachter Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets ist der Zeitpunkt für die Erstnotiz gut gewählt. Schließlich hätten stationäre Autohäuser derzeit mit den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie ein großes Problem. Auto1 sei mit seinem Geschäftsmodell ein weiterer Profiteur der Digitalisierungswelle, die in den vergangenen Monaten schon viele Gewinner hervorgebracht habe. „Vorbei sind die Zeiten, in denen man ein Auto erst einmal vor Ort persönlich in Augenschein nehmen musste“, so Oldenburger. Auto1 habe hier eine Nische gefunden und könne nun auch die Anleger begeistern.

Doch auch am ersten Börsenstar des Jahres ist die Corona-Krise nicht spurlos vorübergegangen. In den ersten neuen Monaten des vergangenen Jahres verkaufte Auto1 knapp 120.000 Fahrzeuge und erzielte einen Umsatz von 769 Millionen Euro. Das sind 17 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Allerdings ist es dem Unternehmen zum ersten Mal in seiner Geschichte gelungen, ein positives Ergebnis zu erzielen. 16 Millionen Euro Gewinn stehen unter dem Strich. Im dritten Quartal 2019 hatte das Unternehmen noch ein Verlust von 11,5 Millionen Euro ausgewiesen.

Auch Mobility Holding strebt an die Börse

Auto1 hat indes schon vor dem Börsengang eine erstaunliche Wertsteigerung erlebt. Als der japanische Technologieinvestor Softbank vor rund zwei Jahren bei dem Unternehmen einstieg, lag die Bewertung noch bei 2,9 Milliarden Euro. Softbank ist mit 16,9 Prozent bis heute größter Auto1-Aktionär. Die beiden Gründer Christan Bertermann und Hakan Koc halten je rund 12 Prozent. Gut 23 Prozent der Aktien sind künftig im Streubesitz. Alleine die Ankerinvestoren Sequoia Capital und Lone Pine Capital zeichneten Aktien im Wert von 300 Millionen Euro. Organisiert wurde der Auto1-Börsengang federführend von BNP Paribas, Citigroup, Goldman Sachs und der Deutschen Bank. Auto1 soll übrigens nicht lange der einzige börsennotierte Internet-Autohändler in Deutschland bleiben. Insidern zufolge steht die vom ehemaligen Sixt-Leasing-Vorstand Rudolf Rizzolli geführte Mobility Holding (meinAuto.de) bereits in den Startlöchern.