home Wirtschaft Kopfhörer und Lautsprecher: Sennheiser verkauft Consumer-Sparte an Sonova

Kopfhörer und Lautsprecher: Sennheiser verkauft Consumer-Sparte an Sonova

Der Schweizer Hörgeräte-Weltmarktführer Sonova kauft die Kopfhörer-Sparte von Sennheiser. Dies gaben beide Unternehmen am Freitag bekannt. Wenn die Regulierungsbehörden keine Einwände erheben, soll das Geschäft im zweiten Halbjahr 2021 abgeschlossen werden. Der Kaufpreis beträgt 200 Millionen Euro. Sennheisers Consumer Division, die auch Lautsprecher anbietet, erwirtschaftet mit rund 600 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von etwa 250 Millionen Euro.

Sonova will mit Sennheiser jüngere Kunden gewinnen

INFO-BOX:
Sennheiser
Sennheiser wurde am 1. Juni 1945 von Fritz Sennheiser als Labora-torium Wennebostel (Labor W) gegründet. 1958 erfolgte die Umbenennung in „Sennheiser electronic“. Die Hauptgeschäftsfelder des Unternehmens sind die Entwicklung und Produk-tion von Mikrofonen und Kopfhörern. 1968 brachte Sennheiser mit dem HD 414 den ersten offenen Kopfhörer der Welt auf den Markt. 1991 übernahm man den Studiomikrofon-hersteller Georg Neumann GmbH. Neben Deutschland produziert Sennheiser in den USA, Irland und Rumänien.
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„Wir wollen die Mannschaft und den Standort erhalten, weil dort die Expertise ist“, sagte Sonova-Chef Arnd Kaldowski. Für die Käufer ändere sich nichts, auch der Name Sennheiser werde in Lizenz weitergeführt. Als Hörgeräte- und Cochlea-Implantate-Spezialist könne Sonova aber Technologie aus diesem Bereich beisteuern. Beispielsweise, um etwa die Batterieladung der hauseigenen In-Ear-Kopfhörer zu verbessern. Sennheisers Geschäft mit professionellen Kunden, etwa für Mikrofone und drahtlose Übertragungstechnik, verbleibt hingegen bei dem 75 Jahre alten Familienbetrieb aus Wedemark bei Hannover.

Man sei überzeugt, dass Sonova „die großen Wachstumschancen ausschöpfen wird“, so Co-Firmen-Chef Daniel Sennheiser. „Wir hätten uns keinen besseren Partner als Sonova für unser Consumer Electronics Business wünschen können.“ Das Unternehmen hatte im vergangenen Juli den Abbau von 650 seiner rund 2.800 Stellen bis 2022 angekündigt. Als Grund nannte man damals das durchwachsene Geschäftsjahr 2019 sowie die Auswirkungen der Corona-Pandemie.

Während die in Stäfa, rund 25 Kilometer südöstlich von Zürich, ansässige Sonova gegenwärtig vor allem Menschen mit altersbedingtem Hörverlust anspricht, erwartet das Unternehmen durch den Kauf, dank des Namens Sennheiser auch jüngere Kunden zu erreichen. „Selbst wenn sie keinen Hörverlust haben, werden die meisten von ihnen mit dem Alter allmählich einen Hörverlust bekommen, und Geräte wie die von Sennheiser ermöglichen uns einen früheren Zugang zu diesen Menschen“, sagte Kaldowski. Sonova wird die Übernahme der Sennheiser Consumer Division aus vorhandenen Mitteln finanzieren. Das Unternehmen erzielte im Geschäftsjahr 2019/20 einen Gewinn von 490 Millionen Franken bei einem Umsatz von 2,92 Milliarden Franken. Das Geschäft werde unmittelbar einen Beitrag zum Gewinn pro Aktie liefern, so das Unternehmen.

Sonova-Hörgeräte in Supermärkten oder über das Internet

Analysten begrüßten wie erwartet den Deal, Sonova-Aktien zogen um 1,8 Prozent an. „Wir sehen die Akquisition von Sennheiser als einen strategisch sehr wichtigen Schritt, der eine Lücke in Sonovas Portfolio schließt“, sagte Daniel Buchta von der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Die dänischen Wettbewerber GN und Demant verfügten bereits starke Endverbraucher-Marken, die sie für Hörgeräte-ähnliche Produkte verwenden könnten. Längerfristig dürfte Sonova mit Sennheiser versuchen, Hörgeräte nicht mehr nur gegen eine ärztliche Verordnung über Hörgeräteakustiker, sondern in Supermärkten oder direkt über das Internet an die Nutzer zu verkaufen, so der Analyst. Sennheiser will sich hingegen fortan voll auf das Professional-Geschäft mit den Feldern Pro Audio, Business Communications und Neumann konzentrieren. Hier plane man, seine starke Position auf dem Weltmarkt weiter auszubauen und zudem seine Geschäftsfelder sukzessive zu erweitern.