Die EEG-Umlage zur Förderung des Ökostroms sinkt im kommenden Jahr auf den niedrigsten Stand seit zehn Jahren. Wie die Betreiber der großen Stromnetze (Amprion, 50Hertz, TransnetBW und Tennet) am Freitag bekanntgaben, liegt die Umlage 2022 bei 3,723 Cent je Kilowattstunde. Damit sinkt sie um 2,777 Cent gegenüber 2021 (6,5 Cent). Gründe für den deutlichen Rückgang sind vor allem der hohe Preis für Börsenstrom, hohe Rücklagen und die Erwartung, dass Strom aus erneuerbaren Quellen im kommenden Jahr weiter zunimmt. Hinzu kommt außerdem ein Bundeszuschuss in Höhe von 3,25 Milliarden Euro bei. Dieser wird ausschließlich aus den Einnahmen der CO2-Bepreisung im Verkehrs- und Wärmebereich finanziert. Ohne diesen Zuschuss läge die EEG-Umlage 2022 bei 4,657 Cent.
Experten: Strompreis wird nicht sinken
Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG 2017) |
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Das Erneuerbare-Energien-Gesetz ersetzte ab dem Jahr 2000 das bis dahin geltende Strom-einspeisungsgesetz von 1991. Es wurde inzwischen mehrfach novelliert, die aktuelle Fassung ist das EEG 2017. Das Gesetz regelt die bevorzugte Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Quellen ins Stromnetz und garantiert deren Erzeugern feste Einspeisevergütungen. |
Die EEG-Umlage ist allerdings nur ein Teil des Strompreises. In der Branche rechnet man damit, dass eine sinkende Umlage die Strompreise zwar insgesamt stabilisiert, die Stromkosten aber unter dem Strich nicht sinken. Auf der anderen Seite seien nämlich beispielsweise die Beschaffungskosten, die die Energieversorger für Strom zahlen müssen, deutlich gestiegen. Wie die Bundesnetzagentur mitteilte, führt der starke Rückgang der EEG-Umlage für sich genommen zu einer deutlichen Entlastung der Letztverbraucher. Ein Durchschnittshaushalt mit einem Verbrauch von 3.500 Kilowattstunden pro Jahr werde unter der Einbeziehung der Mehrwertsteuer um mehr als 100 Euro pro Jahr entlastet. Ob die Senkung beim Kunden am Ende aber wirklich ankommt, ist ungewiss.
EEG-Umlage bei Einführung 2000 bei 0,19 Cent
Zudem hat auch der Gas-Preis erheblichen Einfluss auf die Strompreise. Und diese kannten in den letzten Monaten nur eine Richtung: steil nach oben. So war der Gas-Großhandelspreis im September dieses Jahres etwa fünfmal so hoch wie Vorjahresmonat. Gründe dafür sind unter anderem der weltweite Wirtschaftsaufschwung nach der Corona-Krise und geleerte Gas-Speicher nach einem strengen Winter. Daher verwies Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) auf die Wichtigkeit der Energiewende. Die Senkung der EEG-Umlage sei eine „sehr gute Nachricht“ für die Umwelt sowie für die Verbraucherinnen und Verbraucher. „Es ist in Zeiten steigender Preise für Kohle, Öl und Gas ein Glücksfall für Deutschland, dass wir die erneuerbaren Energien haben. Wind- und Sonnenkraft sind längst keine Preistreber mehr, sondern Preisbremser“.
Die Umlage nach dem Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG) wird seit dem Jahr 2000 erhoben. Bei der Einführung betrug sie 0,19 Cent pro Kilowattstunde Strom. 2013 kletterte sie zuerst auf 5,3, ein Jahr später auf 6,2 Cent pro Kilowattstunde und blieb von da an stabil zwischen sechs und sieben Cent. Ihren Höchststand erreichte die EEG-Umlage 2017 mit 6,9 Cent.