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Carsharing: BMW und Mercedes verkaufen „Share Now“ an Stellantis

Mercedes und BMW trennen sich von ihrem gemeinsamen Carsharing-Dienst „Share Now“. Die beiden Automobilhersteller wollen sich künftig stattdessen mehr auf die Multimobilitäts-App „Free Now“ und die E-Auto-Ladestation-App „Charge Now“ fokussieren. Käufer ist der Konkurrent Stellantis. Die beteiligten Unternehmen hätten eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet. Über Details habe man Stillschweigen vereinbart. Die Kartellbehörden müssen dem Verkauf noch zustimmen. Stellantis, Mutterkonzern von Marken wie Opel, Fiat, Chrysler und Peugeot, will mit dem Erwerb das Angebot seiner Mobilitätstochter „Free2move“ ausbauen.

„Share Now“ fährt hohe Verluste ein

INFO-BOX:
Stellantis
Stellantis wurde am 16. Januar 2021 gegründet und hat seinen Sitz im niederländischen Hoofddorp. Das Unternehmen entstand als Holding aus der Fusion der Automobilkonzerne Fiat Chrysler Automobiles (FCA) und Groupe PSA (PSA). Mit seinen 14 Marken, darunter Citroen, Opel, Jeep, Alfa Romeo, Lancia und Maserati, ist Stellantis nach verkauften Fahrzeugen der viertgrößte Automobil-hersteller der Welt.
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BMW und die damalige Daimler AG hatten 2019 ihre beiden Carsharing-Dienste „Car2Go“ und „DriveNow“ zu „Share Now“ fusioniert. Damit wollte man auf die wachsende Konkurrenz auf dem Carsharing-Markt reagieren. Nichts weniger als einen „neuen globalen Player“ und einen „Gamechanger im Wachstumsmarkt für urbane Mobilität“ wollten die beiden Erzrivalen aus München und Stuttgart kreieren. Seitdem habe man „Share Now“ zwar zum „Marktführer in Europa ausgebaut und kontinuierlich weiterentwickelt“. Das Gemeinschaftsunternehmen schrieb aber rote Zahlen und zog sich bald aus den USA, London, Brüssel und anderen Städten zurück. Allein Mercedes verbuchte aus den Mobilitätsdiensten, die in den letzten beiden Jahren stark unter der Corona-Pandemie litten, einen Verlust von 329 Millionen Euro bei einem Umsatz von 260 Millionen Euro.

Das Geschäft mit dem Carsharing habe für BMW und Mercedes „nie geklappt“, sagte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Der Verkauf an Stellantis bedeute den Schlussstrich und die definitive Aufgabe des Geschäfts. Aus Branchenkreisen verlautete, der Kaufpreis für Stellantis liege „bei etwas mehr als 100 Millionen Euro“. Für den Autokonzern werde dies, vorbehaltlich der Zustimmung der Kartellwächter, „ein sehr preisgünstiger Deal“, urteilte Dudenhöffer.

In Europa ist „Share Now“ der größte Anbieter von stationsunabhängigem Carsharing. Es ist in 16 europäischen Metropolen mit etwa 11.000 Fahrzeugen vertreten und kommt nach eigenen Angaben auf rund 3,4 Millionen Kunden. Stellantis will die Fahrzeugflotte übernehmen und das Carsharing in Europa weiter ausbauen. Bis zum Ende des Jahrzehnts wolle man 15 Millionen aktive Kunden für seine Mobilitätsdienste gewinnen und daraus einen Nettoumsatz von 2,8 Milliarden Euro generieren. Man wisse, „wie man profitabel ist in diesem Geschäft“, erklärte „Free2move“-Chefin Brigitte Courtehoux.

Unternehmen wollen sich auf Gewinnbringer fokussieren

BMW und Mercedes wollen sich nun wieder zunehmend auf das konzentrieren, was den Autokonzernen die höchsten Gewinne einbringt: der Verkauf renditestarker Limousinen und SUVs. BMW hat seine frühere Strategie, den Premiumhersteller zu einem vielseitigen Mobilitätsanbieter umzubauen, längst beerdigt. Man sei keine Airline wie Lufthansa, sondern eher ein Flugzeugbauer wie Airbus, hatte BMW-Chef Oliver Zipse einmal erklärt. Auch Mercedes hat inzwischen davon Abstand genommen, „Share Now“ irgendwann zu einer selbstfahrenden Großstadtflotte hochzurüsten.

Stattdessen ermögliche die neue Ausrichtung nun „die schneller Skalierung unserer Aktivitäten und somit in kürzester Zeit weiteres, profitables Wachstum“, sagte BMW-Manager Rainer Feurer. Auch wenn sich Mercedes-Benz künftig stärker auf das Kerngeschäft im Luxussegment konzentriere, bleibe Carsharing doch ein wichtiger Bestandteil der urbanen Mobilität und bei „Free Now“ ein wesentliches Element im Mobilitätsangebot. Die App „Free Now“ bietet nach Unternehmensangaben aktuell Zugriff auf knapp 180.000 Fahrzeuge in mehr als 150 Städten. Das Angebot reicht dabei von E-Scootern über E-Bikes und Carsharing bis hin zum Taxi. Außerdem gebe es eine zunehmende Einbindung des öffentlichen Nahverkehrs. Den Kundinnen und Kunden solle mit „Free Now“ und „Charge Now“ ein „umfassendes und möglichst vielfältiges Angebot an digitalen Dienstleistungen“ an die Hand gegeben werden, so Feurer.