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Volkswagen will Porsche bis Ende des Jahres an die Börse bringen

Der angepeilte Börsengang von Porsche könnte laut dem Fahrplan der Konzernmutter Volkswagen bis zum Ende des Jahres stehen. Die Notierung eines Teils der Vorzugsaktien an der gewinnstarken Marke sei eventuell bereits im vierten Quartal 2022 möglich, sagte VW-Finanzvorstand Arno Antlitz am Freitag in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Im Spätsommer wolle man ein Zwischenfazit ziehen und in Abhängigkeit vom Ergebnis der gestarteten Prüfungen dann weitersehen.

Porsche AG ein zentraler Ertragsbringer von Volkswagen

INFO-BOX:
Porsche AG
Die Porsche AG wurde 1931 von Ferdinand Porsche gegründet. Sie hat ihren Sitz in Stuttgart-Zuffen-hausen und beschäftigt rund 35.500 Mitarbeiter. Der Jahresumsatz beläuft sich auf etwa 28,5 Milliarden Euro (Stand 2019). Seit 1. August 2012 ist Porsche eine 100-prozentige Tochter der Volkswagen AG.
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Die Konzernspitze in Wolfsburg hatte am Donnerstag den Weg frei für einen teilweisen Gang der Stuttgarter Tochter auf das Börsenparkett im Grundsatz frei gemacht. Dabei geht es um die Porsche AG, die das operative Geschäft des Sport- und Geländewagenbauers umfasst. Das Unternehmen ist ein zentraler Ertragsbringer für die Volkswagen-Gruppe. Laut einer Vereinbarung zwischen Volkswagen und den Familieneignern Porsche und Piëch soll das Grundkapital der Porsche AG je zur Hälfte in Vorzugs- und Stammaktien aufgeteilt werden. Bis zu 25 Prozent der stimmrechtslosen Vorzüge will man am Kapitalmarkt platzieren, also 12,5 Prozent des Gesamtkapitals. Die Porsche Automobil Holding SE (PSE), über die die Familieneigentümer die Mehrheit an Volkswagen halten, soll 25 Prozent plus einer Aktie der Stammaktien zeichnen und so eine Sperrminorität erhalten.

Das Durchspielen des möglichen Porsche-Börsengang sei „ein wichtiger Meilenstein zur Umsetzung unserer neuen Strategie“, sagte Antlitz in der Telefonkonferenz. Es gehe darum, Profil und Wert der Marke im Konzern zu stärken. Vorstandschef Herbert Diess ergänzte, eine gesondert gelistete Porsche AG könne agiler werden und ihre „unternehmerische Freiheit“ besser ausspielen. Branchenkenner Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler erklärte gegenüber „tagesschau.de“, dass nach seiner Meinung hinter der Abspaltung von Porsche auch der Wille der beiden Eigentümerfamilien stehe, wieder die Kontrolle über den Stuttgarter Autobauer zu bekommen und näher an dessen Geschäft zu sein. Schließlich war Porsche bis zur Übernahme durch Volkswagen vor zehn Jahren eigenständig.

Porsche-Börsengang Kampfansage an Tesla

Wie sich das finanzielle Manöver auf die Gesamtbalance im Konzern auswirken würde, wird sich erst noch zeigen. Sollte sich auch bei den PSE-Anteilen an Volkswagen etwas verschieben, könnte sich der Anteil Niedersachsens – des zweitgrößten Aktionärs – ebenfalls verändern. Das Heimatbundesland hat über das VW-Gesetz weitreichende Sonderrechte und gab sich zu den Plänen zunächst betont reserviert. Am gestrigen Abend ließ Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) erklären: „Der vorgesehene Börsengang von Porsche bietet erhebliche Möglichkeiten für die Weiterentwicklung des VW-Konzerns insgesamt und vor allem seiner niedersächsischen Standorte.“ Auch der dritte Großaktionär Katar und der mächtige Betriebsrat stehen nach Unternehmensangaben hinter dem Plan.

Mit einem Teil des Erlöses aus dem Börsengang will Volkswagen die Transformation hin zur Elektromobilität und softwarebasierten Diensten beschleunigen. Etwa die Hälfte des Geldes soll zudem als Sonderdividende an die Aktionäre fließen, überdies jeder Beschäftigte 2.000 Euro erhalten. Kapitalmarktkenner Andreas Lipkow von der Comdirect-Bank vermutet hinter dem Börsengang zudem eine Kampfansage an den Elektroauto-Pionier Tesla. Dieser ist trotz geringerer Absatzzahlen ungleich höher bewertet als der Volkswagen-Konzern. Und das, obwohl Volkswagen mit jährlich bis zu zehn Millionen Autos etwa zehn Mal so viel verkauft wie Tesla.