home Panorama DLRG: Bereits 199 Badetote in deutschen Gewässern seit Jahresbeginn

DLRG: Bereits 199 Badetote in deutschen Gewässern seit Jahresbeginn

In den ersten sieben Monaten dieses Jahres sind bereits mindestens 199 Menschen in deutschen Gewässern ertrunken. Das seien 15 Opfer mehr als zum gleichen Zeitpunkt im vergangenen Jahr, teilte die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) am Donnerstag in Damp bei Eckernförde an der Ostsee mit. Stichtag für die Zählung war der 20. Juli.

DLRG: Deutlich mehr Männer als Frauen ertrunken

INFO-BOX:
Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft
DIE DLRG wurde 1913 in Leipzig gegründet und hat ihren Sitz im nieder-sächsischen Bad Nenndorf. Sie arbeitet grundsätzlich ehrenamtlich mit freiwilligen Helfern.
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DLRG-Präsidentin Ute Vogt nannte das gute Wetter schon im Mai, das viele Menschen zu Badeausflügen genützt hätten, als einen Grund für den Anstieg. „Dabei kam es vermehrt zu Unfällen in den noch kühlen Gewässern“. Im Mai seien 30 Frauen, Männer und Kinder ertrunken. Im Mai 2021 waren es hingegen nur elf. „Die Saison ist sehr herausfordernd für uns“, so Vogt. Auffällig auch in diesem Jahr, dass mit mehr als 80 Prozent deutlich mehr Männer als Frauen ertranken.

In den ersten sieben Monaten dieses Jahres starben die meisten Personen im Alter zwischen 41 und 50 Jahren. Als Gründe gelten in erster Linie Übermut, Selbstüberschätzung und Alkohol. Grundsätzlich geraten auch häufig unerfahrene Schwimmer in Gefahr. „Wir appellieren an die Vernunft der Menschen, nicht in völlig unbeaufsichtigten Seen und schon gar nicht in Flüssen schwimmen zu gehen“, sagte Vogt. Wenn dort etwas passiere, sei die Aussicht auf lebensrettende Hilfe oft gleich null.

Bayern beklagt die meisten Badetoten

90 Prozent der Todesfälle durch Ertrinken ereigneten sich in Binnengewässern. An Nord- und Ostsee habe es bis Ende Juli dagegen nur vier Badetote gegeben. Das liege unter anderem am größeren Respekt, den die Menschen vor dem Meer hätten. In der Hauptsaison seien zudem viele Strände an den Küsten bewacht. Im gesamten vergangenen Jahr gab es nach Angaben der DLRG 299 Badetote zu beklagen. Das war der niedrigste Stand seit mehr als 20 Jahren.

Die meisten Ertrunkenen gab es von Januar bis Juli in Bayern. Dort starben 42 Menschen, nach 29 im Vorjahreszeitraum. Im Freistaat gibt es nach DLRG-Angaben sehr viele kleine Seen und damit unbewachte Badestellen. „Die DLRG kann leider nicht überall sein“, so Frank Villmow aus dem DLRG-Präsidium. Die wenigsten Ertrunkenen verzeichneten Bremen und das Saarland mit jeweils zwei Toten.

Immer weniger Kinder lernen schwimmen

Da während der Corona-Pandemie weniger Kinder schwimmen lernten und nur halb so viele Rettungsschwimmer ausgebildet wurden, fürchte man um die Sicherheit an den Gewässern, erklärte Präsidentin Vogt. Viele Freibäder suchten vergeblich Personal, und auch der DLRG sei die Besetzung der Stationen an Nord- und Ostsee vor den Sommerferien deutlich schwerer gefallen als gewöhnlich.

„Sowohl in der Schwimm- als auch in der Rettungsschwimmausbildung sind weitere große Anstrengungen nötig, um das Verlorene aufzuholen“, sagte sie. Deshalb müsse auch ein erneuter flächendeckender Lockdown der Schwimmbäder im Falle eines Energie-Engpasses im Herbst und Winter so lange wie möglich vermieden werden. Bei Ausbildungsbädern könne man jedoch die Wassertemperatur absenken. Geringere Anforderungen an Rettungsschwimmer kommen aus Vogts Sicht nicht in Betracht. „Wir können an der Qualität der Ausbildung keine Abstriche machen“.