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Airbus storniert offenbar alle offenen A350-Bestellungen für Qatar Airways

Der Flugzeugbauer Airbus hat offenbar alle noch offenen Bestellungen des A350 für die Fluggesellschaft Qatar Airways gekündigt. Dies erfuhr die Finanz-Nachrichtenagentur DPA-AFX am Mittwoch aus Insiderkreisen. Ein Airbus-Sprecher lehnte eine Stellungnahme zu dem Vorgang ab. Ende Juni war in den Büchern von Airbus noch die Auslieferung von 19 Exemplaren der Langversion A350-1000 an die Katarer offen.

Deutliche Lackschäden an A350-Außenhaut

INFO-BOX:
Qatar Airways
Qatar Airways wurde am 22. November 1993 gegründet und nahm den Flugbetrieb am 20. Januar 1994 auf. Die Airline hat ihren Sitz in Doha. Nachdem die Gesellschaft in den ersten Jahren ihres Bestehens nur Verluste eingeflogen hatte, erfolgte 1997 eine Reorganisation sowie eine bis 2007 rein auf Airbus ausgerichtete Flottenpolitik. Heute arbeiten bei Qatar Airways mehr als 50.000 Menschen.
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Qatar Airways gehört zu den wichtigsten Airbus-Kunden und hat als erste Airline weltweit 2018 den A350-1000 in Betrieb genommen. Die Fluggesellschaft hatte den europäischen Hersteller im Dezember in London auf Schadensersatz verklagt, nachdem an einer Reihe ihrer bisher 53 A350-Jets Schäden an Lack und Oberflächenbeschichtung aufgetaucht waren. Im Januar hatte die Airline ein Video auf YouTube hochgeladen (siehe unten), in dem die deutlich sichtbaren Lackschäden dokumentiert sind. Airbus hatte daraufhin eingeräumt, dass es Qualitätsmängel bei den Flugzeugen gibt, die allerdings nach Angaben des Unternehmens und der Einschätzung der europäischen Luftfahrtbehörde Easa kein Sicherheitsrisiko darstellen. Qatar Airways sieht dies jedoch anders.

Airbus bot den Katarern daraufhin an, die Mängel auf eigene Kosten zu beheben, was die Fluggesellschaft ablehnte. Die Airline forderte stattdessen eine Entschädigung in Höhe von 618 Millionen Dollar sowie weitere vier Millionen Dollar für jeden Tag, an dem fast die Hälfte der gelieferten A350-Maschinen auf Anordnung der örtlichen Flugaufsicht wegen der Schäden am Boden bleiben musste. Zudem verweigerte man die Annahme weiterer bestellter Maschinen dieses Typs und forderte eine Lösung der Außenhaut-Probleme. Ende Mai hatte ein britisches Gericht den Antrag der Airline auf eine einstweilige Verfügung zurückgewiesen, wonach Airbus die Auslieferungen an die staatliche Fluggesellschaft stoppen wollte. Qatar Airways musste also weiter Maschinen vom Typ A350 abnehmen und bezahlen, solange der Streit vor den Gerichten weiterging.

Qatar Airways will nun mehr Boeing 777X bestellen

Im Zuge des Streits hatte Airbus im Januar bereits einen anderen Großauftrag der Katarer gekündigt. Dabei ging es um 50 Exemplare des Mittelstreckenjets A321 Neo, der am Markt derzeit stark gefragt ist. Die Maschinen darf Airbus nach einer Gerichtsentscheidung vom April inzwischen an andere Kunden verkaufen. Qatar Airways zieht indes nun offenbar in Erwägung, noch mehr Maschinen vom Typ Boeing 777X zu bestellen. Das Unternehmen hat bereits 60 Maschinen dieses Typs geordert. Allerdings hatte Boeing die Erstauslieferung der Maschine zuletzt auf 2025 verschoben.