home Wirtschaft Explodierende Energiepreise: BP mit bestem Quartalsergebnis seit 14 Jahren

Explodierende Energiepreise: BP mit bestem Quartalsergebnis seit 14 Jahren

Der britische Ölmulti BP hat im zweiten Quartal sein bestes Ergebnis seit 14 Jahren eingefahren. Der Konzern profitiert wie seine Konkurrenten Shell, ExxonMobil und TotalEnergies vom gestiegenen Ölpreis und hohen Raffineriemargen. BP verdreifachte seinen Gewinn im zweiten Quartal auf 8,5 Milliarden Dollar und übertraf damit Analystenschätzungen in Höhe von 6,8 Milliarden Dollar deutlich. „Das Unternehmen läuft gut und wird zunehmend stärker“, kommentierte BP-Chef Bernard Looney bei der Vorstellung der Zahlen am Dienstag in London.

RWE korrigiert Gewinnprognose stark nach oben

INFO-BOX:
BP
Die BP (ehemals British Petroleum) wurde 1909 gegründet und hat ihren Sitz in London. Der Konzern wies 2020 einen Umsatz von 180,37 Milliarden Dollar aus und beschäftigte 2019 etwa 70.100 Menschen. BP verfügt weltweit über rund 20.700 Tankstellen und bedient täglich 13 Millionen Kunden. Laut den Forbes Global 2000 steht das Unternehmen derzeit auf Platz 50 der weltgrößten Unternehmen.
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Das Unternehmen will seine Anleger an dem Ergebnis teilhaben lassen. Das neue Aktienrückkaufprogramm habe ein Volumen von 3,5 Milliarden Dollar, teilte BP weiter mit. Zudem soll eine Zwischendividende von mehr als 6 US-Cent je Aktie ausgeschüttet werden, nachdem im Auftaktquartal 5,46 US-Cent gezahlt wurden. Da hatten die Ölpreise zwar auch schon für hohe Gewinne gesorgt, allerdings gab es Belastungen durch eine abgeschriebene Beteiligung am russischen Rosneft-Konzern. In Deutschland betreibt BP Tankstellen der Marke Aral und stellt Schmierstoffe etwa der Marke Castrol her.

Generell profitieren die führenden westlichen Öl- und Gaskonzerne von explodierenden Energiepreisen im Zuge des Ukraine-Krieges. Sie kommen im zweiten Quartal zusammen auf eine Gewinnsumme von 59 Milliarden Dollar. Bei TotalEnergies stieg der Gewinn im zweiten Quartal von 2,2 Milliarden auf 5,7 Milliarden Dollar. Shell fuhr einen bereinigten Gewinn von 11,5 Milliarden Dollar ein – das ist mehr als doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Ähnlich sah es bei Repsol in Spanien und ENI in Italien aus. In Deutschland korrigierte RWE seine Gewinnprognose stark nach oben. Als Gründe nannte der Konzern den Energiehandel und gut laufende Geschäfte mit Gas, Wasser und Biomasse.

Bei seinem Amtsantritt vor zwei Jahren hatte Looney versprochen, BP schnell von fossilen Brennstoffen auf erneuerbaren Energien umzustellen. Im Zuge der globalen Versorgungskrise will er jedoch nun die Ausgaben für neues Öl und Gas um 500 Millionen Dollar erhöhen. Außerdem kündigte der Manager an, kurzfristig mehr in Kohlenwasserstoffe zu investieren, um zur Energiesicherheit beizutragen. „Wir werden wahrscheinlich ungefähr eine halbe Milliarde Dollar für Kohlenwasserstoffe aufwenden“, so Looney.

Esken: SPD pocht auf Übergewinnsteuer

An der Börse kamen die Nachrichten von BP heute gut an: Die Aktien des Unternehmens legten um knapp vier Prozent zu. Bei Verbrauchern und Opposition in Großbritannien stoßen die deutlichen Gewinne jedoch auf heftige Kritik. Denn auch dort kennen die Preise für Strom und Gas weiterhin nur eine Richtung: nach oben. Das Beratungsunternehmen Cornwall Insight rechnet damit, dass ein durchschnittlicher Haushalt von Oktober an 3.358 Pfund (4.009 Euro) pro Jahr und von Januar an 3.615 Pfund im Grundtarif zahlen muss. Dies ist deutlich mehr als die im Frühjahr prognostizierten 2.800 Pfund.

Damals hatte die Regierung einen Zuschuss von insgesamt 400 Pfund für die Zeit von Oktober bis März angekündigt. Experten kritisieren diese Hilfe allerdings als völlig unzureichend. Die Konzerne weisen die Vorwürfe zurück und machen geltend, dass sie wegen einer Sondersteuer auf Gewinne im Energiegeschäft Millionen zahlen müssten. Auch in Deutschland erhält die Diskussion über eine Übergewinnsteuer bei Konzernen, die von der Energiekrise und steigenden Preisen für Öl und Gas profitieren, durch die Gewinne der Ölmultis einen neuen Impuls. Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken hält in einem Interview in der „Augsburger Allgemeinen“ an der Forderung nach einer solchen Extra-Steuer fest. Allerdings lehnt der Koalitionspartner FDP weiterhin eine Steuer auf krisenbedingte übermäßige Gewinne von Unternehmen ab.