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Corona-Pandemie: Drei Millionen Impfstoffdosen droht die Vernichtung

Bis Ende Juni droht in Deutschland die Vernichtung von etwa drei Millionen Dosen Corona-Impfstoff. Die Zahl nannte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums am Montag in Berlin. Man habe momentan mehr Impfstoff zur Verfügung als genutzt werde und gespendet werden könne. Die internationale Impfstoffinitiative Covax nehme beispielsweise derzeit keine Spenden mehr an. „Deswegen besteht durchaus eine Gefahr, dass Impfstoff verworfen wird“, so der Sprecher. Die Nachfrage sei durchaus geringer, als es gut wäre.

Impfstoff von BioNTech/Pfizer nun länger lagerfähig

INFO-BOX:
Covax
Covax steht für COVID-19 Vaccines Global Access. Die Initiative will einen weltweit gleichmäßigen Zugang zu COVID-19-Impfstoffen gewährleisten und ist eine von drei Säulen des im April 2020 von WHO, EU-Komm-ission und Frankreich ins Leben gerufenen Access to COVID-19 Tools (ACT) Accelerator zur Beschleunigung des „Zugangs zu COVID-19-Instrumenten“.
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Die Impfstoffe seien schwierig im Transport und in der Handhabung. Über die internationale Pandemiebekämpfungsinitiative ACT-Accelerator versuche man, Ländern dabei zu helfen, die entsprechende Logistik aufzubauen. Allerdings müsse dazu auch die entsprechende Nachfrage vorhanden sein. Und diese sei derzeit „durchaus geringer, als es gut wäre“. Nach Angaben des Auswärtiges Amtes in der vergangenen Woche hat Deutschland bisher etwa 104 Millionen Dosen Impfstoff gespendet, hauptsächlich über die Initiative Covax.

Der Deutsche Hausärzteverband sprach sich ebenfalls dafür aus, Impfstoff möglichst an Drittländer mit aktuellem Bedarf abzugeben. „Aktuell sehen wir leider sehr wenig Nachfrage nach Impfterminen“, so der Bundesvorsitzende Ulrich Weigelt in der „Welt“. Es müsse daher alles dafür getan werden, „dass so wenig Impfstoff wie möglich abläuft und am Ende vernichtet werden muss“.

Der Sprecher des Gesundheitsministeriums betonte jedoch auch, dass es eine gute Nachricht sei, dass der Impfstoff von BioNTech/Pfizer nun länger gelagert werden könne. Deswegen gehe man aktuell bis Ende Juni nicht von zehn, sondern von drei Millionen Dosen aus, die man dann vernichten müsse. Zu den Kosten hierfür äußerte sich der Sprecher nicht. Dies ließe Rückschlüsse auf die Preise zu, die man nicht bekannt gebe. Zunächst hatte es in einer Antwort des Ministeriums auf Anfrage der Unionsfraktion im Bundestag geheißen, dass mehr als zehn Millionen Impfdosen bis Ende Juni ihr Verfallsdatum erreichen könnten.

Union: Lauterbach „im Einkaufsrausch“

Mit Stand vom 4. April hatte Deutschland laut Gesundheitsministerium 77 Millionen Corona-Impfstoff auf Lager. Für den Zeitraum zwischen 2021 und 2023 gab und gibt es Bestellungen über insgesamt 677 Millionen Impfdosen. Laut Impfdashboard des Ministeriums wurden zuletzt aber gerade einmal noch wenige Zehntausend Dosen pro Tag verimpft. Im Dezember waren es manchmal mehr als eine Million Impfungen pro Tag. Daher sei nicht davon auszugehen, dass sich „bei der derzeitigen Geschwindigkeit der Impfkampagne (…) eine hinreichende Anzahl zu impfender Personen findet, um die in einem Mehrdosenbehältnis verfügbaren Impfdosen in Gänze aufzubrauchen“.

Noch im März hatte das Ministerium die Anzahl der verfügbaren Impfdosen mit 70 Millionen beziffert. Zu diesen 70 Millionen gehörten den Angaben zufolge rund 27,4 Millionen Dosen der Hersteller BioNTech/Pfizer, 40,2 Millionen des Unternehmens Moderna, 1,3 Millionen Dosen von Johnson & Johnson sowie 700.000 Dosen des Totimpfstoffs von Novavax. Die Unionsfraktion kritisierte die zusätzlichen Einkäufe des Ministeriums seit März. „Der Minister kennt bei den Impfstoffbestellungen keine Grenzen mehr. Er ordert, was immer da ist – der tatsächliche Bedarf und die Kosten spielen für ihn keinerlei Rolle mehr“, sagte Union-Gesundheitsexperte Tino Sorge gegenüber der „Welt“. Karl Lauterbach sei vielmehr „im Einkaufsrausch“. Sorge forderte Auskunft über die Kosten, die dem Bund dadurch entstehen.