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Paprika Sauce von Homann zur „Mogelpackung des Jahres 2021“ gewählt

Fünf Produkte hatte die Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH) zur Wahl gestellt, nun haben die Konsumenten entschieden. Die „Paprika Sauce“ von Homann ist die „Mogelpackung des Jahres 2021“ und damit der Nachfolger des „Frucht Müsli“ von Seitenbacher. Mehr als jede zweite Stimme ging bei der Wahl an das Produkt. Auf den zweiten Platz wählten die Verbraucher den Schokoriegel „KitKat“ von Nestlé (15,4 Prozent) vor den Waffelblättchen „Perpetum“ von Bahlsen (11,8 Prozent).

Homann Paprika Sauce um bis zu 88 Prozent teurer

Homann Feinkost, dem Hersteller der „Mogelpackung des Jahres“, werfen die Verbraucherschützer vor, im Sommer eine Design- und Namensänderung genutzt zu haben, um die Füllmenge des Produkts zu reduzieren. Als aus den „Zigeuner Saucen“ eine „Paprika Sauce Balkan Art“ und eine „Scharfe Sauce Paprika“ wurde, füllte der Hersteller nur noch 400 statt zuvor 500 ml ins Glas. Gegenüber einer Kundin erklärte Homann auf Nachfrage, dass „die Verbraucher bei Soßen eine Menge von 400 ml der Menge von 500 ml vorziehen“. Für immer mehr kleinere und Single-Haushalte sei „400 ml die ideale Größe“, habe Homann gegenüber der Kundin ergänzt, so die Verbraucherschützer. Beim Preis habe man jedoch keinen Anpassungsbedarf nach unten gesehen, im Gegenteil. „Der Handel hat darüber hinaus sogar teilweise noch den Preis erhöht“, so die VZHH. Der Preisanstieg für die Sauce betrug demnach bis zu 88 Prozent – von zuvor 99 Cent auf 1,49 Euro. Der Hersteller wollte sich auf Nachfrage nicht zu den Vorwürfen und dem Negativpreis äußern.

Abstimmungsergebnis zur „Mogelpackung des Jahres 2021“
© vzhh.de / Verbraucherzentrale Hamburg

Bahlsen nannte Produkt nach Rassismusvorwürfen um

INFO-BOX:
Mogelpackung
des Jahres
2015: Bebe Zartcreme von Johnson & Johnson
2016: Evian Wasser von Danone Waters
2017: Vitalis Früchtemüsli von Dr. Oetker
2018: Chipsletten von Lorenz Snack-World
2019: Mirácoli von Mars
2020: Frucht Müsli von Seitenbacher
2021: Paprika Sauce von Homann
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Auf dem zweiten Platz landeten die „KitKat Sammelpacks“ von Nestlé. Diese enthalten nun nicht mehr fünf, sondern nur noch vier Packungen. Der Preis blieb gleich, was einer versteckten Preiserhöhung von 25 Prozent entspricht. Der Hersteller rechtfertigte dies in einer Stellungnahme mit gestiegenen Produktionskosten. Dritter bei der Wahl zur „Mogelpackung des Jahres“ wurden diesmal die „Perpetum“-Waffelblättchen von Bahlsen. Diese hatte das Unternehmen im vergangenen Jahr von „Afrika“ wegen Rassismusvorwürfen umbenannt. Zugleich reduzierte man die Füllmenge von 130 auf 97 Gramm und behielt den Preis bei, was einer Steigerung von 34 Prozent entspricht. Bahlsen erklärte, dass sich die Waffeln anders „nicht mehr wirtschaftlich produzieren“ ließen.

Eine verstecke, aber deutliche Preiserhöhung gab es auch beim Viertplatzierten, der „Rahm Soße“ von Knorr. Die Soße wird nun nur noch im 2er- statt bisher im 3er-Pack verkauft. Der Preis blieb aber größtenteils unverändert, was einer Steigerung um 50 Prozent entspricht. Knorr begründete die Maßnahme mit „veränderten Konsumentenwünschen“. Die letzte Mogelpackung dieser Wahl kommt von Griesson – de Beukelaer. Die „Wurzener Waffelblättchen“ haben eine neue, größere Verpackung erhalten. Und im Gegensatz zur Konkurrenz ist dort auch tatsächlich mehr drin als bisher. Statt 100 sind es jetzt 103 Gramm – genau eine Waffel mehr. Der Preis ging jedoch um 27 Prozent nach oben. Dazu kommt deutlich mehr unnützer Verpackungsmüll.

Verbraucherschützer: Politik schaut Tricksereien zu

„Nachhaltigkeit scheint beim Produktmanagement trotz anders lautender Beteuerungen der Hersteller offensichtlich kaum eine Rolle zu spielen“, kritisierten denn auch die Verbraucherschützer. Auch Homann benötige aufgrund seiner Praxis nun etwa 25 Prozent mehr Einweggläser und für „Perpetum“ brauche Bahlsen wegen der verringerten Füllmenge pro Tonne Kekse 2.600 Stück mehr an Umverpackungen, Plastiktrays und -folien. Und dies nur, weil viele Unternehmen versuchen, geringere Füllmengen durch quasi identische Packungen zu kaschieren.

Seit Jahren gehen bei der Verbraucherzentrale Hamburg bis zu 3.000 Beschwerden jährlich ein. Doch geändert hat sich an der Praxis bisher nichts, denn versteckte Preiserhöhungen seien gleichermaßen für Hersteller wie für Händler attraktiv, so die VZHH. Und die Politik schaue weg: „Die Politik hat immer wieder Klarheit diesbezüglich versprochen, aber nichts gegen die Tricksereien unternommen“, erklärte Verbraucherschützer Armin Valet. Packungen müssten bis zum Rand gefüllt sein, wenn dies technisch möglich sei. Das wäre ein längst überfälliger Schritt, der rechtlich umgesetzt werden könnte.