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Verbraucherzentrale sucht „Mogelpackung des Jahres“ 2021

Ab sofort können Verbraucher wieder über die „Mogelpackung des Jahres“ abstimmen. Die Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH), die den Preis in diesem Jahr bereits zum achten Mal vergibt, stellte dazu fünf Produkte vor. Nach Auffassung der Verbraucherschützer haben deren Hersteller die Kunden besonders dreist getäuscht.

Verbraucher merken Schummeleien oft nicht

„Immer wieder sind getarnte Füllmengenänderungen das Mittel der Wahl, um teils drastische Preiserhöhungen durchzusetzen“, sagte Armin Valet von der VZHH. „Das klappt deshalb so gut, weil der Handel, der allein die Verkaufspreise festlegt, mitmacht, und die Politik die Unternehmen gewähren lässt“. Die Verbraucherinnen und Verbraucher würden die Tricksereien oft überhaupt nicht bemerken und so deutlich mehr für bestimmte Produkte bezahlen. „Wer seine Kunden schätzt, führt sie nicht mit Schummeleien hinters Licht“, so Valet. Bei diesen sogenannten Mogelpackungen schrumpft der Inhalt, während der Preis meist gleich bleibt. Konkrete Hinweise auf den geringeren Inhalt fehlen meist gänzlich. Zudem verschwenden die Unternehmen mit dieser Methode Ressourcen, da häufig mehr unnötiger Verpackungsmüll kaschiert wird, um die geringere Menge durch identische Packungen zu kaschieren. Allein im abgelaufenen Jahr erreichten die Verbraucherschützer mehrere Tausend Beschwerden. Daraus stellten sie eine Liste mit Kandidaten zusammen, die für den diesjährigen Negativpreis nominiert sind.

KitKat und Paprika-Sauce unter den Kandidaten

INFO-BOX:
Mogelpackung
des Jahres
2015: Bebe Zartcreme von Johnson & Johnson
2016: Evian Wasser von Danone Waters
2017: Vitalis Früchtemüsli von Dr. Oetker
2018: Chipsletten von Lorenz Snack-World
2019: Mirácoli von Mars
2020: Frucht Müsli von Seitenbacher
2021: Paprika Sauce von Homann
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Bahlsen nennt seine Waffelblättchen nun nicht mehr „Afrika“, sondern „Perpetum“. Dafür hat man der Verpackung auch gleich ein neues Design verpasst. Der Preis blieb gleich, die Füllmenge reduzierte sich jedoch von 130 auf 97 Gramm bei fast identisch großem Umkarton. Aus den bisherigen „Zigeuner Saucen“ wurden bei Homann die deutlich teureren Soßen „Paprika Sauce Balkan Art“ und „Scharfe Paprika Sauce“. Statt 500 ml zu 99 Cent kosten nun 400 ml 1,49 Euro. Dies ist eine Preiserhöhung von satten 88 Prozent. Obendrauf gibt es eine „verschlimmbesserte“ Rezeptur mit deutlich mehr Zucker. Im beliebten KitKat-Sammelpack von Nestlé stecken nun nur noch vier statt der gewohnten fünf Riegel. Der Preis liegt weiterhin bei 1,99 Euro und hat sich somit um 25 Prozent verteuert.

Bei der „Rahm Soße“ von Knorr gibt es jetzt nur noch zwei statt bisher drei Portionen in einer Packung. Auch hier wurde der bisherige Preis beibehalten, was einer Erhöhung für den Kunden von bis zu 50 Prozent entspricht. Außerdem nennt der Hersteller das Produkt nun eine Soßenvariante, obwohl sich an der Rezeptur nichts geändert hat. Auf den ersten Blick sogar mehr für sein Geld bekommt man beim letzten zur Wahl stehenden Kandidaten. Die „Wurzener Waffelblättchen“ von Griesson – de Beukelaer kommen in ihrer neuen Verpackung fast doppelt so groß wie bisher daher. Der Hersteller verweist darauf auch auf „2 Frischepacks“ statt bisher einem. Tatsächlich ist die Menge der Waffelblättchen um gerade einmal drei Gramm gestiegen. Der Preis kletterte hingegen um 27 Prozent in die Höhe. „Das Produkt ist nicht nur eine handfeste Mogelpackung, sondern obendrein eine echte Umweltsünde“, so das Urteil der Verbraucherschützer.

„Frucht Müsli“ von Seitenbacher Mogelpackung 2020

Über die „Mogelpackung des Jahres“ können Verbraucher noch bis zum 24. Januar um 16 Uhr abstimmen (siehe Link unten). Das Ergebnis wird dann am Folgetag veröffentlicht. Im vergangenen Jahr ging der Negativpreis an das „Frucht Müsli“ von Seitenbacher. Mehr als die Hälfte aller Teilnehmer stimmte damals für die Mogelpackung. Der Hersteller hatte das Müsli nicht nur als vermeintlich neues Produkt auf den Markt gebracht, obwohl die Zutatenliste quasi identisch mit einem zuvor vom Markt genommenen Produkt war. Zudem sank die Füllmenge von zuvor 1.000 auf nur noch 750 Gramm, der Preis hingegen kletterte von 3,79 auf 4,99 Euro, was einer versteckten Preiserhöhung von 75 Prozent gleichkam.