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Corona-Krise: Galeria Karstadt Kaufhof erhält erneut Staatshilfen

Deutschlands letzte Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof erhält zur Bewältigung der Corona-Krise weitere Staatshilfen in dreistelliger Millionenhöhe. Nach Informationen der Deutschen Presseagentur (dpa) soll der Handelsriese aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) des Bundes stille Einlagen in Höhe von 250 Millionen Euro erhalten, davon 220 Millionen Euro als liquide Mittel. Zuerst hatte das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) darüber berichtet.

WSF zahlte 2021 bereits 460 Millionen Euro an Konzern

INFO-BOX:
Karstadt
Das erste Karstadt-Geschäft wurde von Rudolf Karstadt 1881 in Wismar eröffnet. 1977 erwarb Karstadt eine Mehrheitsbeteiligung an der Neckermann Versand AG und fusionierte 1999 mit Quelle zur KarstadtQuelle AG. Von 2007 bis 2010 war Karstadt eine Tochtergesellschaft der Arcandor AG. 2009 musste Karstadt Insolvenz anmelden und wurde 2010 an den Investor Nicolas Berggruen verkauft, der das Unternehmen 2014 an die Signa Holding von René Benko weiterveräußerte.
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„Gerade für die Innenstädte sind zwei Jahre Pandemie eine besondere Belastung. Vor allem der stationäre Handel hat besonders mit den Einschränkungen zu kämpfen. Daher haben wir entscheiden, dass der Wirtschaftsstabilisierungsfonds Galeria Karstadt Kaufhof erneut unter die Arme greift“, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Dies sei ein wichtiges Signal für das Unternehmen und seine rund 16.700 Mitarbeiter, so der Minister weiter. „Galeria Karstadt Kaufhof hat mit seinen 131 Warenhäusern für viele Innenstädte eine enorme Bedeutung“. Daher sei es richtig, in dieser schwierigen Lage zu helfen. Der Handelsverband Deutschland (HDE) begrüßte die geplante Finanzspritze für die Warenhauskette. „Die Warenhäuser von Galeria sind definitiv für viele Innenstädte systemrelevante Betriebe, die viele Kunden auch in den benachbarten Einzelhandel ziehen“, erklärte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.

Es ist bereits das zweite Mal, dass der durch die Fusion der Traditionsunternehmen Karstadt und Kaufhof entstandene Handelsriese in der Corona-Pandemie auf staatliche Hilfen zurückgreifen muss. Schon Anfang vergangenen Jahres hatte der WSF dem Warenhauskonzern, der zum Firmenimperium des österreichischen Immobilienmilliardärs René Benko gehört, mit einem Darlehen in Höhe von 460 Millionen Euro unter die Arme gegriffen. Galeria Karstadt Kaufhof hatte die erneute Beantragung von Staatshilfen mit den im Dezember eingeführten neuen Corona-Beschränkungen im Handel (insbesondere der 2G-Regel) begründet. Für den Konzern sei dies ein „Quasi-Lockdown mitten im Weihnachtsgeschäft“ gewesen, klagte Finanz-Vorstand Guido Mager damals. Er erwartete damals einen Umsatzrückgang von 40 Prozent im Dezember.

HDE-Hauptgeschäftsführer Genth betonte, Galeria stehe mit seinem Problemen in der Pandemie nicht allein da. „Viele Handelsunternehmen sehen sich aufgrund der mit 2G zurückgehenden Kundenfrequenzen und Umsätze in großer wirtschaftlicher Not“. Die Überbrückungshilfen der Bundesregierung hätten nach wie vor grobe Konstruktionsfehler, sodass sie oft nicht weiterhalfen. Genth plädierte deshalb dafür die „nutzlose 2G-Regelung beim Einkaufen“ schnellstmöglich wieder abzuschaffen.

Handelsexperten: Verbranntes Steuergeld

Während sich der HDE über die erneute Staatshilfe für Galeria Karstadt Kaufhof erfreut zeigt, hagelt es Kritiken von Handelsexperten. Diese sprechen gegenüber dem „Handelsblatt“ teilweise sogar von einem „Skandal“. Sie sehen in den Millionenhilfen nichts weiter als verbranntes Steuergeld, denn die Warenhäuser kämpften seit Jahren mit Problemen, hätten in zahlreichen Innenstädten Filialen geschlossen und tausende Mitarbeiter entlassen. „Wenn Galeria argumentiert, dass ein Kredit notwendig sei, weil man systemrelevant in den Innenstädten sei, dann muss man sich fragen, wieso es denn nicht gelungen ist, außerhalb der Coronazeit diese Systemrelevanz nachhaltig unter Beweis zu stellen“, sagte Einzelhandelsexperte Hendrik Schröder von der Universität Duisburg Essen. Der Konzern habe vielmehr „seit vielen Jahren hausgemachte Managementprobleme“ und sei „schlichtweg im Onlinegeschäft schlecht aufgestellt. Da gibt es viele Beispiele im Handel, die es besser gemacht haben“.