home Panorama, Technik BNetzA: Deutsche versenden erstmals seit zehn Jahren wieder mehr SMS

BNetzA: Deutsche versenden erstmals seit zehn Jahren wieder mehr SMS

Erstmals seit zehn Jahren haben die Bundesbürger 2021 wieder häufiger klassische Kurznachrichten genutzt. In Deutschland wurden im vergangenen Jahr 7,8 Milliarden SMS („Short Message Service“) verschickt und damit 800 Millionen mehr als 2020. Dies geht aus einem Papier der Bundesnetzagentur (BNetzA) hervor, das der Deutschen Presseagentur (dpa) vorliegt.

SMS verlor mit Start von Messengern an Bedeutung

INFO-BOX:
30 Jahre SMS
Die erste Kurzmitteilung des Short Message Service schickte der Ingenieur Neil Papworth am 3. Dezember 1992 mit dem Text „Merry Christmas“ von einem PC an ein Orbitel TPU 901 Mobiltelefon im britischen Vodafone-Netz. Diese weltweit erste SMS wurde 2021 von Vodafone als Non-Fungible Token für 107.000 Euro versteigert.
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Simsen war seit den 1990er-Jahren eine umgangssprachliche Bezeichnung für das Versenden von Kurznachrichten mit einem Mobiltelefon. Den Höhepunkt erreichte der SMS-Versand im Jahre 2012 mit 59,8 Milliarden verschickten Kurzmitteilungen. Danach ging es abwärts. Viele Nutzer stiegen auf Messengerdienste wie WhatsApp, Signal, Threema oder den Facebook Messenger um. Die Gründe dafür waren meist eindeutig. Für SMS mussten Nutzerinnen und Nutzer je nach Mobilfunktarif eine Gebühr bezahlen. Dagegen ist der Versand von Nachrichten via Messenger kostenlos. Außerdem sind die entsprechenden Apps wesentlich flexibler, bieten mehr Möglichkeiten wie das Einbetten von Multimedia-Inhalten und ermöglichen unter anderem Gruppenchats.

Der jetzige Anstieg der Zahl an Kurznachrichten ist auf den ersten Blick ungewöhnlich, lässt sich aber nach Angaben der Bundesnetzagentur rational erklären. Die Behörde vermutet, dass es vor allem mit Zwei-Faktor-Authentifizierungen (2FA) zu tun hat. Immer mehr Internet-Nutzer sichern wichtige Apps wie Bezahldienste mit einer zusätzlichen Schranke ab und erhalten dazu die zugehörigen Codes oder Tokens per SMS. Damit können sie sich dann zusätzlich zum normalen Passwort ausweisen. Auch nach dem mehr als sechsstündigen Ausfall von Facebook, WhatsApp und Instagram im Oktober 2021 schrieben die Nutzer auffallend viele SMS. Bei O2 verdreifachte sich beispielsweise die Zahl im Vergleich zu den Vorabenden beinahe.

Unternehmen setzen bei 2FA weiterhin auf die SMS

Dabei ist der Short Message Service, der in diesem Jahr sein 30-jähriges Jubiläum feiert, gerade für das Übermitteln wichtiger Informationen wie Zugangscodes oder Bank-TANs keine optimale Lösung. SMS sind nicht verschlüsselt. Zudem haben sich manche Kriminelle auf das sogenannte SIM-Swapping spezialisiert, bei dem sie sich zum Beispiel mithilfe von bestechlichen Mitarbeiter von Mobilfunkbetreibern fremde Handynummern auf die eigene eSIM zuweisen lassen. Ein 2FA-Code kann dadurch statt beim eigentlichen Empfänger bei einem Angreifer landen. Dennoch setzen viele Unternehmen in diesem Fall trotzdem auf die SMS, weil die Einstiegs- und Nutzungshürden bei speziellen Authentifizierungsanwendungen ungleich höher ist.