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Gericht setzt Elon Musk Frist für Twitter-Übernahme

Nach Elon Musks überraschender Kehrtwende im Streit um die Übernahme von Twitter kommt es vorerst nicht zu einem Prozess. Die Chefrichterin am Kanzleigericht im US-Staat Delaware, Kathaleen McCormick, sagte das für 17. Oktober geplante Gerichtsverfahren ab. Zugleich setzte sie Musk aber eine Frist: Sollte der Tech-Milliardär den 44 Milliarden Dollar schweren Kauf des Kurznachrichtendienstes nicht bis zum 28. Oktober unter Dach und Fach bringen, werde es im November einen Prozess geben, erklärte McCormick.

Twitter will keine Risiken mehr eingehen

INFO-BOX:
Twitter
Twitter wurde im März 2006 gegründet und war zunächst ein Projekt zur internen Kommunikation bei der San Franciscoer Podcasting-Firma Odeo. Im selben Jahr wurde Twitter ein Produkt der Firma Obvious, die es 2007 als eigenständiges Unternehmen ausgliederte.
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Musk hatte am Dienstag überraschend seine ursprüngliche Offerte für Twitter bestätigt und damit den Weg für eine spektakuläre Wende in dem zähen Übernahmestreit geebnet. Der Tesla-Chef hatte die Kaufvereinbarung vom April eigentlich im Juli für ungültig erklärt, weil Twitter angeblich falsche Angaben zur Anzahl von Fake-Accounts auf seiner Plattform gemacht habe. Das Unternehmen pochte jedoch auf die Einhaltung des Kaufvertrags und zog vor Gericht. Eigentlich war für Mitte Oktober ein fünftägiger Prozess in Delaware angesetzt.

Trotz Musks Sinneswandel sind die Fronten weiter verhärtet. So wird immer deutlicher, dass das Misstrauen auf Seiten von Twitter tief sitzt und der Online-Dienst keine Risiken mehr eingehen will. Der Milliardär und Twitter streiten sich immer noch um wichtige Details, die geklärt werden müssen, um den Deal in trockene Tücher zu bringen. Statt einer Annäherung gab es zuletzt neue Attacken, so dass Ungewissheit um den Abschluss der Transaktion bleibt. Musks Anwälte beantragten am Donnerstag, das Verfahren zu stoppen und den Prozess zu streichen. Twitter reichte umgehend einen Gegenantrag ein, in dem das Unternehmen dies mit deutlichen Worten ablehnte.

„Wir meinen es diesmal wirklich ernst“

Musk hält sich nach Ansicht von Twitter bislang weiter eine Hintertür zum Ausstieg aus dem Deal offen, indem er die Übernahme von der Finanzierung abhängig macht. Das Unternehmen will den Abschluss daher zunächst weiter absichern, bevor der Rechtsstreit ganz beigelegt wird. Musk ging unterdessen schon wieder auf Konfrontationskurs: „Twitter lässt ein Ja nicht als Antwort gelten“, heißt es im Gerichtsantrag. „Erstaunlicherweise bestehen sie darauf, das Verfahren fortzusetzen“. Damit gefährde Twitter den Deal und setze die Interessen der eigenen Aktionäre aufs Spiel.

Die Anwälte der Online-Plattform machten in ihrem Gegenantrag indes deutlich, dass sie nach Musks monatelangem Hin und Her dem Unternehmer nicht mehr trauten. Das Hindernis sei nicht, dass Twitter kein „Ja“ als Antwort akzeptiere, sondern dass Musk sich noch immer weigere, zu seinen vertraglichen Kaufverpflichtungen zu stehen. Musk wolle einen Plan durchsetzen, der es ihm auf Basis bestimmter Vorbehalte erlaube, den Abschluss des Deals beliebig hinauszuzögern und sich Rechtssicherheit für den Fall eines Scheiterns zu verschaffen. „Vertraut uns, wir meinen es diesmal wirklich ernst“, fassten die Twitter-Anwälte in dem Gegenantrag die Position der Musk-Seite zusammen. Dies sei aber „eine Einladung für weiteren Unfug und Verzögerungen“. Sie vertraten die Ansicht, dass Musk den Deal spätestens kommende Woche abschließen müsse.

Twitter-Kauf könnte Tesla gefährlich werden

Dessen Finanzierung könnte zu Problemen bei Musks E-Auto-Unternehmen Tesla führen. Denn der 51-Jährige gilt mit einem Privatvermögen von mehr als 230 Milliarden Dollar zwar als reichster Mann der Welt. Doch der Reichtum basiert fast ausschließlich auf seinem Tesla-Aktienbesitz. Der Verkauf eines größeren Aktienpakets könnte dessen Kurs nun ins Rutschen bringen. Schon nach seinem ersten Twitter-Kaufangebot hatte Musk die Aufnahme eines Riesen-Darlehens in Höhe von 12,5 Milliarden Dollar vorgeschlagen, besichert mit seinem 16 Prozent-Anteil an Tesla. Allein dies führte damals bei dem Unternehmens zu einer Aktientalfahrt.

Später halbierte Musk diesen Privatkredit. Dan Ives, Analyst bei Wedbush Securities, sagte gegenüber der „BILD“: „Der Überhang des Musk-Aktienverkaufs ist hier wahrscheinlich begrenzt, aber die größeren Sorgen sind, dass Musk zu einem so wichtigen Zeitpunkt für Tesla zu abgelenkt ist. Er jongliert mit vielen Bällen gleichzeitig und das macht die Tesla-Investoren nervös, zumal Twitter ja das neueste, gerade aufregendste Kid im Musk-Ökosystem ist“.