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Elon Musk legt Twitter-Übernahme vorerst auf Eis

Die 44 Milliarden Dollar schwere Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter durch Elon Musk liegt vorerst auf Eis. Das teilte der Tesla-Chef am Freitag mit und begründete dies mit ausstehenden Informationen zur Zahl der Spam- und Fake-Accounts des Dienstes. Es müsse erst nachgewiesen werden, dass diese weniger als fünf Prozent der bestehenden Accounts ausmachten. Diese Schätzung hatte der Online-Dienst Anfang der Woche in seinem Quartalsbericht veröffentlicht.

Twitter-Aktie bricht vorbörslich ein

Die Twitter-Aktie verlor nach Musks Tweet im vorbörslichen Handel rasch fast ein Viertel ihres Wertes und notierte bei 34,50 Dollar. Das ist weit entfernt von den 54,20 Dollar je Aktie, die Musk den Aktionären in Aussicht gestellt hatte. Schon am Donnerstag war das Papier mit 45,08 Dollar aus dem Handel gegangen. Dies werteten Marktbeobachter als Zeichen der Skepsis von Investoren, dass Musk den Deal tatsächlich durchzieht.

Musk wiederum versicherte in einem weiteren Tweet, dass er weiterhin daran interessiert sei, Twitter zu übernehmen. Das Unternehmen selbst war zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Im Zusammenhang mit der Übernahme durch Musk hatte der Konzern aber auf verschiedene Risiken hingewiesen. Unter anderem sei unsicher, in welchem Ausmaß Werbetreibende weiterhin auf der Plattform unterwegs sein würden.

Musk rechnet mit mehr als fünf Prozent Fake-Accounts

INFO-BOX:
Twitter
Twitter wurde im März 2006 gegründet und war zunächst ein Projekt zur internen Kommunikation bei der San Franciscoer Podcasting-Firma Odeo. Im selben Jahr wurde Twitter ein Produkt der Firma Obvious, die es 2007 als eigenständiges Unternehmen ausgliederte.
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Dass es auf Twitter auch eine große Zahl an Fake-Accounts gibt, dürfte für Musk keine Überraschung gewesen sein. Denn er hatte als eines seiner Ziele für den Twitter-Kauf erklärt, Profile, die etwa zum Versand von Spam-Nachrichten eingesetzt werden, von der Plattform zu verbannen. Twitter selbst nannte für das erste Quartal Nutzerzahlen in Höhe von 229 Millionen Usern, die der Dienst mit Anzeigen erreichen kann. Eindeutig identifizierte Fake-Accounts zählt Twitter dabei nicht mit. Musk hält die Zahl der gefälschten Accounts aber offenbar für deutlich höher als die angegebenen fünf Prozent und scheint deshalb nicht bereit zu sein, den ursprünglich angebotenen Preis für den Kurznachrichtendienst zu zahlen.

Der derzeit reichste Mensch der Welt will den Kauf bis Ende des Jahres abschließen. Dazu ist der 50-Jährige aber darauf angewiesen, dass ihm genug Aktionäre ihre Anteile verkaufen wollen. Schon in den vergangenen Monaten hatte sich Musk einen Anteil von gut neun Prozent an Twitter gesichert. Für den Fall einer Aufkündigung des Deals haben beide Seiten eine Strafe von jeweils einer Milliarde Dollar vereinbart.

Trump darf wahrscheinlich wieder twittern

In den vergangenen Tagen zeichneten sich zudem weitere Probleme hinsichtlich des Deals ab. Musk wollte ursprünglich für rund zwölf Milliarden Dollar des Kaufpreises Kredite aufnehmen, die mit seinen Tesla-Aktien besichert wären. Nachdem der Kurs der Tesla-Aktie aber von zuvor rund 1.000 auf 728 Dollar am Donnerstag nachgab, wurde dieser Plan zunehmend ungünstig für ihn. Am selben Tag berichtete der Finanzdienst Bloomberg, dass Musk bereits nach anderen Finanzierungswegen suche. Die Tesla-Aktie kletterte daraufhin im vorbörslichen Handel wieder auf rund 770 Dollar.

Investoren kritisieren Twitter bereits seit längerem dafür, dass das Unternehmen langsamer wächst als Konkurrenten wie TikTok oder Meta, der Mutterkonzern von Facebook. Musk hatte für den Fall einer Übernahme bereits angekündigt, Kosteneinsparungen voranzutreiben und einen Einstellungsstopp zu verfügen. Außerdem will er den früheren US-Präsidenten Donald Trump, dessen Konto nach den Ereignissen rund um den Sturm auf das Kapitol am 6. Januar vergangenen Jahres gesperrt worden war, wieder twittern lassen.