home Gesundheit RKI: Impfdurchbrüche bei Impfstoff von Johnson & Johnson häufen sich

RKI: Impfdurchbrüche bei Impfstoff von Johnson & Johnson häufen sich

Beim Vektorimpfstoff des amerikanischen Herstellers Johnson & Johnson kommt es offenbar vermehrt zu Impfdurchbrüchen. Bislang erkrankten in 6.106 Fällen Menschen trotz vollständigem Impfschutz durch das Mittel, teilte das Robert Koch-Institut (RKI) am Freitag mit. Insgesamt haben bislang gut drei Millionen Menschen eine Johnson & Johnson-Impfung erhalten. Das Vakzin ist das einzige, das eine Zulassung für eine Einmal-Dosis hat. In Deutschland ist der Einmal-Impfstoff für Menschen ab 60 Jahren zugelassen.

2.000 Impfdurchbrüche pro Million Geimpfter

Dem aktuellen Wochenbericht des RKI zufolge wurden hierzulande bisher 39.228 Impfdurchbrüche festgestellt. Auf eine Million Geimpfte kämen danach bei Johnson & Johnson grob überschlagen 2.000 Impfdurchbrüche. Zum Vergleich: Bei Menschen, die als zweite Dosis den am häufigsten in Deutschland verwendeten Impfstoff von BioNTech/Pfizer erhalten haben, wären es nur 675 Durchbrüche pro eine Million vollständige Geimpfte. Bei AstraZeneca sind es rund 830, bei der zweiten Dosis mit Moderna bisher rund 400. Johnson & Johnson wurde daher in den vergangenen Monaten verstärkt für Menschen genutzt, die nur schwer für eine zweite Impfung erreichbar sind. Dazu gehören beispielsweise Wohnungslose, Menschen in sozialen Brennpunkten oder Patienten beim Einsatz mobiler Impfteams.

Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie erklärt die Impfdurchbrüche so: „Delta ist ansteckender als Alpha und etwa doppelt so ansteckend wie das Ursprungsvirus. Zusätzlich umgeht Delta den Immunschutz der Impfungen etwas. Daher sehen wir mit Delta auch mehr Durchbruchsinfektionen“. Dass das Vakzin von Johnson & Johnson hier schlechter abschneide, liege vor allem an der Schutzwirkung des Impfstoffs.

Geringere und kürzere Immunantwort bei Älteren

INFO-BOX:
Vektorimpfstoff
Bei einem Vektorimpfstoff wird das Genmaterial für ein Impf-Antigen in ein infektionsfähiges, gut bekanntes Trägervirus eingebaut, welches dann als Impfstoff injiziert wird. Der Vektor dient dabei quasi als eine Art Genfähre.
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Nach der Impfung mit dem Vektorimpfstoff dauere es länger als bei den mRNA-Impfstoffen (BioNTech/Pfizer, Moderna), bis sich ausreichend Antikörper gebildet hätten. „Teilweise steigen die Spiegel mehr als einen Monat nach der Impfung noch an“, so Watzl. Allerdings lägen die Antikörperspiegel deutlich unterhalb derer, die durch die anderen Impfstoffe erzeugt werden. Da die Antikörper, gerade auf den Schleimhäuten, für einen Ansteckungsschutz wichtig seien, scheine der Schutz vor einer Corona-Infektion nach einer Impfung mit Johnson & Johnson deutlich schlechter. Deren Wirksamkeit liegt laut Zulassungsstudie auch nur bei 66 Prozent, gegenüber beispielsweise 95 Prozent bei BioNTech/Pfizer.

Somit sei es alles andere als überraschend, dass bei einem solchen Impfstoff eine einmalige Dosis nur einen zeitlich begrenzten Schutz auslöse, sagte Christian Bogdan, Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) gegenüber der Deutschen Presseagentur (dpa). Die Ursachen lägen im Ein-Dosis-Impfschema und in der hochinfektiösen Delta-Variante. Zudem entwickelten Ältere nach Impfungen im Vergleich zu jungen Menschen eine deutlich geringere und weniger lang anhaltende Immunantwort.

Auffrischungsimpfung mit mRNA-Impfstoff

Auch andere Länder melden indes steigende Zahlen von Impfdurchbrüchen beim Vakzin von Johnson & Johnson. In Frankreich infizierten sich seit Beginn der Impfungen Ende April etwa 32 von gut einer Million mit dem Präparat geimpften Menschen mit COVID-19. Frankreichs Medikamentenbehörde sprach in diesem Zusammenhang sogar von „Impfversagen“. In den 17 Fällen, bei denen die Virusvariante bekannt ist, hätten sich alle Betroffenen mit Delta angesteckt. Eine Sprecherin von Johnson & Johnson erklärte, dass kein Corona-Impfstoff eine Infektion derzeit zu 100 Prozent verhindern könne. „Unser zugelassener COVID-19-Impfstoff als Einmaldosis kann jedoch nachweislich dazu beitragen, das Infektionsrisiko zu verringern und schwere Verläufe zu vermeiden“.

In Frankreich haben die Gesundheitsbehörden inzwischen eine Empfehlung herausgegeben, nach einer Impfung mit Johnson & Johnson eine Auffrischungsimpfung mit einem mRNA-Impfstoff durchzuführen. Laut Watzl haben auch die Gesundheitsminister in Deutschland eine solche Empfehlung ausgesprochen. Dabei sollen Personen, die eine Impfung mit Johnson & Johnson oder AstraZeneca erhalten haben, nach sechs Monaten nochmals mit einem mRNA-Impfstoff geimpft werden. „Immunologisch ergibt das absolut Sinn, da wir bereits wissen, dass so eine Kreuzimpfung wunderbar funktioniert und einen sehr guten Schutz gibt“. Offiziell angeboten werden derartige Auffrischungsimpfungen aber bislang noch nicht.