home Panorama, Politik Nordkorea: Devisen für Herrscherfamilie durch staatliches Drogenlabor?

Nordkorea: Devisen für Herrscherfamilie durch staatliches Drogenlabor?

Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un hat seine Staatsbeamten dazu aufgefordert, sich angesichts der „düsteren Lage“ des Landes darauf zu konzentrieren, „die Lebensumstände der Bevölkerung“ zu verbessern. Das Land stehe zudem vor großen Aufgaben, die Staatswirtschaft anzupassen und die festgelegten Wirtschaftsziele zu erreichen, sagte Kim in einer Rede zum 76. Jahrestag der Gründung der Arbeiterpartei Koreas.

Letzte EU-Botschaftsangehörige verlassen Nordkorea

„Der einzige Weg, die beispiellose, entscheidende Arbeit trotz der düsteren Lage dynamisch voranzutreiben, besteht darin, dass sich die gesamte Partei vereint“, so der 37-Jährige. Staatsbedienstete sollten sich keine Privilegien oder bevorzugte Behandlung erhoffen und jederzeit überlegen, „ob ihre Arbeit die Interessen des Volkes verletzt oder dem Volk Schwierigkeiten bereitet“. Laut Kim steht das Land zudem vor großen Aufgaben bei der Entwicklung der Staatswirtschaft und beim Erreichen der festgelegten Wirtschaftsziele.

Die ohnehin durch Sanktionen angeschlagene Wirtschaft des Landes befindet sich seit der Corona-Pandemie in einem zunehmend desolaten Zustand. Hinzu kommen Naturkatastrophen wie schwere Unwetter und Überschwemmungen. Nordkorea hat sich im Zuge der Corona-Krise noch stärker abgeschottet. Am vergangenen Wochenende haben nach Angaben des Fachmediums „NK News“ zwei rumänische Botschaftsmitarbeiter das Land verlassen. Damit habe gleichzeitig die letzte diplomatische Vertretung eines EU-Landes in Nordkorea ihre Pforten geschlossen.

Crystal Meth in Dollar umgetauscht

INFO-BOX:
Crystal Meth
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Wie die BBC am Montag berichtete, soll das Land nach Angaben eines Überläufers zudem jahrelang mit staatlich organisiertem Drogenhandel Devisen für die Herrscherfamilie Kim beschafft haben. Der Mann, der unter dem Pseudonym Kim Kuk-song erstmals in der Öffentlichkeit auftrat, soll jahrelang für den nordkoreanischen Geheimdienst gearbeitet haben und nun für den südkoreanischen Geheimdienst tätig sein. Die BBC konnte diese Angaben verifizieren.

„Nachdem ich mit der Aufgabe betreut worden war, habe ich drei Ausländer aus dem Ausland nach Nordkorea geholt, im Ausbildungszentrum des Verbindungsbüros 715 der Arbeiterpartei eine Produktionsbasis aufgebaut und Drogen hergestellt“, berichtete der Mann. Dabei habe es sich um Methamphetamine, auch bekannt als Crystal Meth, gehandelt. „Dann konnten wir es in Dollar umtauschen und Kim Jong-il präsentieren“. Der Vater von Kim Jong-un war von 1994 bis 2011 in Nordkorea an der Macht.

Gesamtes Drogengeld ging an Herrscherfamilie

Nach eigenen Angaben floh Kim Kuk-song 2014 aus seinem Heimatland. Zu diesem Zeitpunkt hatte er sich bis an die Spitze des nordkoreanischen Geheimdienstes hochgearbeitet. Er fürchtete aufgrund der Säuberungsaktionen von Kim Jong-un um sein Leben. Auf die Frage, was mit dem Drogengeld passierte, sagte der Überläufer: „Das gesamte Geld in Nordkorea gehört dem nordkoreanischen Führer. Mit diesem Geld baut er Villen, kauft Autos, kauft Lebensmittel, kauft Kleidung und genießt Luxus“.

Die Aussagen von Kim Kuk-song über staatlich betriebene Drogenlabore lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Sie decken sich aber mit den Schilderungen anderer nordkoreanischer Überläufer. Auch Thae Yong-ho sprach 2019 auf der Menschenrechtskonferenz Oslo Freedom Forum vom staatlich geförderten Drogenhandel Nordkoreas. Zuvor hatte er in der nordkoreanischen Botschaft in London gearbeitet.