home Politik, Wirtschaft Deutsche Bahn: Gewerkschaft GDL ruft von Samstag bis Mittwoch erneut zum Streik auf

Deutsche Bahn: Gewerkschaft GDL ruft von Samstag bis Mittwoch erneut zum Streik auf

Im Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn hat die Lokführergewerkschaft GDL einen weiteren Streik angekündigt. Der Arbeitskampf werde von Samstag bis Mittwochmorgen um zwei Uhr dauern, teilte die GDL mit. Im Personenverkehr soll der Streik aber erst am Montag um zwei Uhr morgens beginnen. Der Güterverkehr wird hingegen schon ab 17 Uhr am Samstag bestreikt. Damit ruft die Gewerkschaft schon zum zweiten Mal in der laufenden Tarifrunde ihre Mitglieder zu Arbeitsniederlegungen auf.

Weselsky greift SPD-Politiker Lauterbach scharf an

INFO-BOX:
Gewerkschaft Deutscher
Lokomotivführer (GDL)
Die GDL wurde 1867 gegründet. Sie hat ihren Sitz in Frankfurt am Main und aktuell rund 37.000 Mitglieder. Die Gewerkschaft ist Tarifpartner der Deutschen Bahn und weiterer 53 privater Eisenbahn-unternehmen.
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Die Wut unter den GDL-Mitgliedern auf das Management der Deutschen Bahn sei groß, sagte GDL-Chef Claus Weselsky in Berlin. „Sie streiken für mehr Löhne, für den Schutz ihrer Rente“. Anders als in den vergangenen Woche hätten die Fahrgäste dieses Mal mehr Zeit, sich auf den Ausstand vorzubereiten. Als Grund für den neuen Arbeitskampf gab Weselsky an, es gebe einen „Stillstand“ bei der Angebotsverbesserung durch die Bahn. Diese führe zum „Stillstand der Züge“. Das Bahn-Management wolle die Situation aussitzen. „Wir sehen uns deshalb gezwungen, den Führungskräften dieses Verhalten abzugewöhnen“.

Der GDL-Chef griff zudem SPD-Politiker Karl Lauterbach scharf an, der gewarnt hatte, Streiks bei der Bahn führten zu mehr Infektionen. „Der Gesundheitspapst der Sozialdemokraten, Lauterbach, schwingt sich dazu auf, die Grundrechte der Eisenbahnerinnen und Eisenbahner mit Füßen zu treten“, donnerte CDU-Mitglied Weselsky. Er sprach von Schmutzkampagnen gegen seine Gewerkschaft. Schon in der vergangenen Woche hatte die GDL den Fern- und Nahverkehr bei der Deutschen Bahn über zwei Tage bestreikt. Diese richtete zwar einen Notfahrplan ein, der größte Teil der Verbindungen fiel jedoch aus. Auch der erneute Streik dürfte wieder viele Bahnreisende treffen – vor allem in der Ferienzeit. In zehn Bundesländern sind aktuell noch Sommerferien.

GDL fordert Lohnerhöhung von 3,2 Prozent bis 2022

Dabei sind die beiden zerstrittenen Parteien eigentlich gar nicht so weit auseinander. Die GDL will eine Lohnerhöhung von 3,2 Prozent bis 2022 und einen Corona-Bonus von einmalig 600 Euro noch in diesem Jahr. Die Bahn will die Lohnerhöhung auf einen längeren Zeitraum strecken und keinen Corona-Bonus zahlen. Ein erneuter Streik sei daher „überflüssig“ und „unnötig“ hieß es vonseiten des Konzerns. „Wir brauchen einen Verhandlungspartner, dem es nicht nur um Streiks geht, sondern dem es auch um Lösungen am Tisch geht“.

Außerdem fordere die Gewerkschaft auch Lohnerhöhungen für Berufsgruppen abseits von Lokführern und Zugbegleitern, wozu die GDL gar nicht das Recht habe. Hinsichtlich des erneuten Arbeitskampfes werde das Unternehmen versuchen, die Auswirkungen für die Reisenden so gering wie möglich zu halten. Trotzdem müsse man mit Beeinträchtigungen rechnen. Die Bahn werde sich aber „maximal kulant“ verhalten.

EVG: Wir bestimmen über das Ende des Tarifkonflikts

Für seinen knallharten Kurs wird Weselsky indes sogar von anderen Gewerkschafts-Genossen kritisiert. Der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Reiner Hoffmann, forderte den GDL-Chef dazu auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Nur dort würden Lösungen erstritten, so Hoffmann. Zudem stünden Hoffmann zufolge nicht die Interessen der Bahn-Beschäftigten im Zentrum der Auseinandersetzung, sondern die Überlebensfähigkeit der GDL. In den meisten Bereichen der Bahn habe die Gewerkschaft keine oder kaum Mitglieder. Hier habe Weselsky daher auch „kein Mandat und damit keine Legitimation“ für einen Arbeitskampf.

Die deutliche größere Eisenbahner-Gewerkschaft EVG hatte sich bereits im vergangenen September mit der Bahn auf ein Corona-Tarifpaket geeinigt. Sollte nun die GDL einen besseren Tarifabschluss herausholen, müsse mit ihr nach den Regularien neu verhandelt werden, sagte EVG-Chef Klaus-Dieter Hommel am Freitag gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. „Wann dieser Tarifkonflikt vorbei ist, das bestimmen wir“.