home Auto, Wirtschaft US-Steuervorteile: Legt Tesla Batteriefertigung in Grünheide auf Eis?

US-Steuervorteile: Legt Tesla Batteriefertigung in Grünheide auf Eis?

Der Elektroautobauer Tesla setzt einem Medienbericht zufolge seinen Plan zur Herstellung von Batterien im brandenburgischen Grünheide aus. Das US-Unternehmen wolle seine Batterie-Strategie ändern, um von Steueranreizen in den USA zu profitieren, berichtete das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Tesla wollte sich zu dem Bericht nicht äußern.

Wirtschaftsministerium geht weiter von Bau aus

INFO-BOX:
Tesla
Tesla wurde im Juli 2003 von Martin Eberhard und Marc Tarpenning gegründet. 2004 wurde Elon Musk Aufsichtsrats-vorsitzender. Die Gründer verließen 2008 das Unternehmen. Von 2008 bis 2012 wurde mit dem Tesla Roadster das erste E-Auto der Marke gebaut. Anschließend entwickelte man das Oberklasse Modell „S“, dessen SUV-Ableger „X“ sowie die Mittelklasse-Limousine „Model 3“.
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Das US-Unternehmen denkt demnach darüber nach, die Zellfertigungsanlagen, die im Werk nahe Berlin eingesetzt werden sollten, in die USA zu verlagern. Hintergrund ist der milliardenschwere Inflation Reduction Act (IRA), den US-Präsident Joe Biden im vergangenen Monat unterzeichnet hat. Das Gesetz sieht Steuergutschriften für die Produktion vor, die Analysten zufolge mehr als ein Drittel der Kosten für Elektroauto-Batteriepakete ausgleichen könnten. Außerdem haben Käufer von E-Autos einen Anspruch auf eine Steuergutschrift in Höhe von 7.500 Dollar pro Kauf. Die Voraussetzungen dafür sind allerdings, dass die wiederaufladbaren Zellen in den USA hergestellt und verpackt werden.

Das Brandenburger Wirtschaftsministerium forderte zum einen darauf eine Reaktion der EU, „um wieder Augenhöhe herzustellen“. Andererseits geht man weiter davon aus, dass Tesla die Batteriefabrik für die eigene Zellfertigung in Grünheide bauen wird. Das Ministerium habe am Donnerstag erste Informationen dazu erhalten, sagte eine Sprecherin. „Möglich scheint, dass Tesla einzelne Prozessschritte in den Werken neu priorisiert, der Standort Grünheide jedoch in Aufbau und mit seinen Arbeitsplätzen so erhalten bleibt“.

Der Bau der dortigen Batteriefabrik ist schon weit fortgeschritten. Der Zeitplan für eine Eröffnung war aber unklar. Tesla-Chef Elon Musk will das Werk auch zur weltgrößten Batteriefabrik machen, wie er im November 2020 sagte. Geplant ist dort bisher die Massenfertigung neuartiger Batteriezellen mit einer Herstellung von Trockenelektroden, die mit deutlich weniger Flächenverbrauch und Energieaufwand auskommen sollen.

Tesla verzichtete 2021 auf staatliche Förderung

Tesla produziert seit März in seiner deutschen Gigafactory Elektroautos. Für die Batteriefertigung hatte das Unternehmen im vergangenen Jahr überraschend auf mögliche staatliche Förderung in Milliardenhöhe verzichtet. Das Bundeswirtschaftsministerium fördert Großprojekte zur Batteriezellinnovation, die als „Important Projects of Common European Interest“ umgesetzt werden. Es war damals um eine Summe von mehr als 1,1 Milliarden Euro gegangen.

Gründe für den Verzicht gab das Unternehmen seinerzeit nicht an. Der Konzern versicherte aber, weiterhin an seinen Planungen für die Batterie- und Recyclingfabrik in der Gigafactory Berlin-Brandenburg festzuhalten. Dies wäre auch vor dem Hintergrund des russischen Einmarsches in der Ukraine, der die Energiekosten in Europa in die Höhe getrieben hat und damit die Fertigungsunternehmen schwer belastet, ein willkommenes Zeichen.