home Technik, Wirtschaft Netflix enttäuscht mit Nutzerzahlen und plant Einstieg in Videospiele-Streaming

Netflix enttäuscht mit Nutzerzahlen und plant Einstieg in Videospiele-Streaming

Der Streaming-Riese Netflix hat mit seinen Serien und Filmen im zweiten Quartal dieses Jahres so wenige neue Nutzer anlocken können wie noch nie zuvor in einem Vierteljahr. In den drei Monaten bis Ende Juni nahm die weltweite Zahl der Abonnenten lediglich um 1,5 Millionen auf insgesamt rund 209 Millionen zu, teilte das Unternehmen mit. Auch die Prognose für das laufende Quartal fiel mit 3,5 Millionen Neukunden relativ mager aus. Der Streaming-Marktführer steht angesichts verschärfter Konkurrenz, beispielsweise aus dem Hause Disney, unter Druck und will nun in neue Märkte expandieren.

Netflix-Chef: „Wachstumsstory bleibt intakt“

Zuletzt war die Zahl der Netflix-Abonnenten im Zuge der Corona-Pandemie stark angestiegen. Dass die Menschen mit dem Abflauen der Pandemie die Lust am Streaming verlieren, glaubt Netflix-Chef Reed Hastings indes nicht. „Die Wachstumsstory bleibt intakt, zumindest für die nächsten Jahre“, sagte er in einem Video-Interview. Auch ist Hastings nicht bange vor der Konkurrenz wie WarnerMedia mit dem beliebten Bezahlsender HBO („Game of Thrones“) oder Amazon, die sich durch Fusionen und Zukäufe weiter vergrößern wollen. Man sehe keinen großen Gegenwind durch die neuen Streaming-Wettbewerber, so der Netflix-Chef.

17 Milliarden Dollar für neue Produktionen

INFO-BOX:
Netflix
Netflix wurde 1997 in Los Gatos (Kalifornien) von Reed Hastings und Marc Randolph gegründet. Es agierte zunächst als Online-Videothek und verschickte Filme auf DVD und Blu-ray an seine Abonnenten. 2007 stieg Netflix ins Video-on-Demand-Geschäft ein und machte die Inhalte per Streaming zugänglich. 2020 hatte das Unternehmen rund 9.000 Mitarbeiter.
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Netflix konnte auch im vergangenen Quartal durchaus mit einigen Produktionen punkten. So stellte sich etwa die zweite Staffel der französischen Gauner-Serie „Lupin“ als Hit heraus, der allein in der ersten Woche von 54 Millionen Nutzerkonten abgerufen wurde. Einen großen Erfolg landete Netflix auch mit der spanischen Saga „Elite“. Solche Erfolge verblassen jedoch im Vergleich zum Streaming-Boom, den die Corona-Krise im vergangenen Jahr ausgelöst hatte. 2020 gab es einen regelrechten Ansturm auf Netflix. Im ersten Halbjahr hatte das Unternehmen damals einen Zuwachs von mehr als 25 Millionen neuen Nutzern verbucht.

Immerhin lief das letzte Quartal finanziell betrachtet besser als im Vorjahreszeitraum. Der Nettogewinn stieg um fast 90 Prozent auf 1,4 Milliarden Dollar (rund 1,2 Milliarden Euro). Die Erlöse wuchsen um 19 Prozent auf 7,3 Milliarden Dollar. Dass diesmal nicht mit den ganz großen Blockbustern zu rechnen war, war aufgrund der pandemiebedingten Produktionsprobleme eigentlich klar gewesen. Trotzdem hatten Analysten und Anleger mehr erwartet. Um das Geschäft anzukurbeln, will Netflix im laufenden Jahr mehr als 17 Milliarden Dollar für neue Angebote ausgeben. Dazu zählen neue Staffeln von beliebten Serien wie „The Witcher“ oder „You“ und Filme wie „Red Notice“ oder „Don’t Look Up“ mit Weltstars wie Leonardo DiCaprio, Jennifer Lawrence, Cate Blanchett und Meryl Streep in den Hauptrollen.

Neue Einnahmen durch Merchandising und Videogames

Doch das ist noch nicht alles. Im Juni eröffnete der Streaming-Riese zudem einen Online-Shop für Fanartikel. Damit soll sich, ganz nach dem Vorbild des großen Kontrahenten Disney, eine bedeutende zusätzliche Einnahmequelle durch Merchandising erschließen. Zudem will Netflix zukünftig über seine Server auch Videospiele ohne zusätzlichen Aufpreis anbieten. Dazu verpflichtete man den Gaming-Experten Mike Verdu von Facebook. „Wir befinden uns in der Anfangsphase“, so Netflix. Das Unternehmen bestätigte damit einen Plan, über den kürzlich der Finanzdienst Bloomberg berichtet hatte.

Der Trend, Games auf Servern im Netz laufen zu lassen und die Nutzer auf allen möglichen Geräten per Streaming über das Internet spielen zu lassen, gewinnt gerade mit Angeboten unter anderem von Microsoft, Google und Nvidia an Fahrt. Netflix-Chef Hastings betont ohnehin schon seit Jahren, dass sein Unternehmen nicht nur mit anderen Streaming-Anbietern, sondern auch mit YouTube, Social Media und etlichen anderen Formen digitaler Unterhaltung konkurriere.