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Luftqualität: Umweltbundesamt rät von Heizen mit Holz ab

Das Umweltbundesamt (UBA) sieht große Fortschritte bei der Luftqualität in Deutschland, aber auch weiteren Handlungsbedarf. Die derzeit geltenden Grenzwerte für Stickstoffdioxid würden inzwischen an den weitaus meisten Messstellen eingehalten. Für Feinstaub sei dies sogar an allen Messstellen der Fall, sagte UBA-Präsident Dirk Messner am Donnerstag in Dessau. Gemessen an den Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) seit jedoch eine weitere, deutliche Schadstoffreduzierung notwendig. Die Messstellen, an denen der Stickstoffdioxid-Grenzwert überschritten wurde, liegen in München und Ludwigsburg.

UBA: Förderung für Pellet-Heizungen überdenken

INFO-BOX:
Feinstaub
Feinstaub ist ein Teil des sogenannten Schwebstaubs. Er schädigt weltweit mehr Menschen als irgendein anderer Luftschadstoff. Untersuchte Zusammenhänge gibt es bei Infektionen der unteren Atemwege, chronisch-obstruktiven Lungenerkrankungen, Lungenkrebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Alzheimer.
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Insgesamt sei die Bilanz für das abgelaufene Jahr „erfreulich“, so Messner. Dies zeige, dass mit geeigneten und konsequent umgesetzten Luftreinhaltemaßnahmen viel zu erreichen ist. Zwar habe auch die Pandemie die Entwicklung begünstigt, weil weniger Verkehr auf den Straßen herrschte. Die gute Entwicklung halte aber schon seit mehreren Jahren an. Hauptquelle für Stickstoffdioxid ist der Autoverkehr, hier vor allem ältere Dieselfahrzeuge, sowie die Energieerzeugung. Hier setzt das UBA für die Zukunft auf das geplante Aus für Fahrzeuge mit fossilen Verbrennungsmotoren. 56,2 Prozent der gemessenen Stickstoffdioxid-Emissionen ließen sich auf Abgase von Dieselfahrzeugen zurückführen. Auch bei der Feinstaubbelastung spiele der Autoverkehr durch den Reifenabrieb eine große Rolle. Diese lasse sich aber auch durch die Elektromobilität nicht reduzieren.

Viel schlimmer für die Feinstaubbelastung sei jedoch das Heizen mit Holz in Haushalten. „Aus Luftqualitätsperspektive richten wir hier viel Schaden an“. Messner stellte in diesem Zusammenhang die Förderung für Pellet-Heizungen infrage. Die Holzbefeuerung sei zwar ein Nullsummenspiel hinsichtlich der Kohlenstoffdioxid-Emissionen, verursache aber eben Feinstaub. Daher sollte man zumindest bei Neuanlagen generell „auf Holzverfeuerung verzichten“. Dieses sollte stattdessen im Wald verbleiben oder in langlebigen Produkten verarbeitet werden, so der UBA-Chef. Für 2019 schätzte die Europäische Umweltagentur, dass in Deutschland 53.800 Menschen wegen dauerhafter Belastung durch Feinstaub vorzeitig gestorben sind. In der gesamten EU waren es 307.000 Menschen.

Deutsche Grenzwerte sind über 20 Jahre alt

Dass die Grenzwerte für Feinstaub und Kohlenstoffdioxid weitestgehend eingehalten werden, ist zwar positiv, allerdings wurden diese auch schon vor mehr als 20 Jahren festgelegt. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse, wie sich die Luftverschmutzung auf die Gesundheit auswirkt, sind darin nicht berücksichtigt. Die WHO hatte ihre Leitlinien dahingehend im letzten Jahr aktualisiert und deutlich verschärft. Diese neuen, strengeren Grenzwerte werden jedoch noch in fast jeder zweiten deutschen Stadt überschritten, erklärte Messner. „Wir haben seit 20 Jahren an diesen Grenzwerten nicht gearbeitet – die Message ist: „Wir sollten es tun“. Die EU-Kommission überarbeitet derzeit zudem die geltende Luftqualitätsrichtlinie, deren Werte sie an diejenigen der WHO anpassen will. Auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisierte deswegen die bisherigen Maßnahmen zur Luftreinhaltung als unzureichend. DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch nannte die Anpassung der EU-Grenzwerte einen „klaren Auftrag an die Bundesregierung“.