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Firmensitz: Deutsche Lufthansa kehrt Köln wohl den Rücken

Die Deutsche Lufthansa AG stellt ihren juristischen Firmensitz in Köln auf den Prüfstand. Die Überlegen hierzu seien jedoch noch in einem sehr frühen Stadium, erklärte ein Unternehmenssprecher am Freitag. Medienberichte, nach denen bereits eine Vorentscheidung oder gar eine Entscheidung gefallen sei, wollte der Sprecher nicht bestätigen.

Juristischer Lufthansa-Sitz seit 1953 in Köln

INFO-BOX:
Deutsche
Lufthansa AG
Die heutige Deutsche Lufthansa AG wurde im Jahr 1953 gegründet. Den Flugbetrieb nahm das Unternehmen am 1. April 1955 auf. Bis 1963 war die Deutsche Lufthansa AG zu fast 100 Prozent in Staatsbesitz. Seit 1997 ist das Unternehmen vollständig privatisiert.
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Nach dem Zweiten Weltkrieg lösten die Alliierten die deutsche Nationalairline auf, da diese tief in die Machenschaften der Nationalsozialisten verstrickt war. Der neue deutsche Regierung wollte den Luftverkehr aber wieder neu aufbauen und gründete daher 1953 zusammen mit der Deutschen Bundesbahn und dem Bundesland Nordrhein-Westfalen in Köln die Aktiengesellschaft für Luftverkehrsbedarf, kurz LUFTAG. Ein Jahr später erwarb die neue Flugline Namen, Markenzeichen und Firmenfarben aus der Liquidationsmasse, wodurch die neue Lufthansa entstand. Bis heute hat das Unternehmen seinen rechtlichen Sitz daher in Köln, obwohl sich die beiden großen Drehkreuze des Konzerns in München und Frankfurt am Main befinden.

Von den mehr als 100.000 Beschäftigten des Konzerns arbeiten heute aber nur noch wenige hundert in der Domstadt. Operativ gelenkt wird Europas größte Airline-Gruppe schon seit vielen Jahren aus Frankfurt. Somit böte sich die Mainmetropole und Heimat der Deutschen Börse auch als neuer Firmensitz für die Aktiengesellschaft an. Allerdings wird in Lufthansa-Kreisen auch immer wieder München kolportiert. Auch Medien wie „The Pioneer“ favorisieren die bayerische Landeshauptstadt. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es bisher nicht. Entschieden werden könnte der Schritt frühestens auf der Hauptversammlung im kommenden Jahr. Beim nächsten Aktionärstreffen im Mai steht die Sache nicht auf der Agenda.

Lufthansa-Chef Spohr mit Frankfurt unzufrieden

Für München spricht, dass das Unternehmen und die Lufthansa eine enge Bindung haben. Seit 2003 betreibt der Konzern zusammen mit der Flughafen München Gesellschaft (FMG) das Terminal 2. Mit dem Frankfurter Airport hadert Lufthansa-Chef Carsten Spohr dagegen seit Jahren, weil es dort immer wieder operative Probleme gibt. Der Standort sei viel zu teuer und liefere zu schlechte Qualität. In München dagegen sind lange Schlangen an den Sicherheitsschleusen deutlich seltener als in Frankfurt, das Abfertigungsgebäude ist moderner und geräumiger. Auch dem Land Hessen dürfte ein eventueller Umzug des Firmensitzes nach München nicht schmecken.

Es dürfte jedenfalls klar sein, dass Lufthansa-Chef Spohr, der übrigens selbst in der bayerischen Landeshauptstadt wohnt, mit einem entsprechenden Trumpf in der Hand zukünftig gegenüber der hessischen Landesregierung selbstbewusster auftreten und klarmachen wird, dass schnell eine bessere Qualität bei Fraport angesagt ist. Zumal im Sommer vier Langstreckenflieger vom Typ Airbus A380 reaktiviert werden, die man im Zuge der Corona-Pandemie bereits ausgemustert hatte. Diese sollen dann in München statt wie früher in Frankfurt beheimatet werden. Allerdings sind die wichtigen Langstrecken von der hessischen Metropole insgesamt immer noch deutlich profitabler als von München aus. Zudem bietet die Lufthansa in Frankfurt trotz aller Unzufriedenheit noch immer rund 50 Prozent mehr wöchentliche Sitze und Strecken als in München an.