home Wirtschaft Höchster Stand seit 2008: EZB erhöht Leitzins auf 3,0 Prozent

Höchster Stand seit 2008: EZB erhöht Leitzins auf 3,0 Prozent

Die Europäische Zentralbank setzt ihre straffe Geldpolitik in unvermindertem Tempo fort, obwohl die Inflationsdynamik in der Euro-Zone zuletzt leicht abgenommen hat. Die Währungshüter erhöhten den Leitzins am Donnerstag um 0,5 Prozentpunkte auf nun drei Prozent. Dies ist der höchste Stand seit 2008. Die EZB kündigte zudem eine weitere Zinserhöhung für März an. Der Dax erreichte daraufhin mit 15.400 Punkten die beste Notierung seit Mitte Februar 2022. Der Euro kostete mehr als 1,10 US-Dollar – so stark war die Gemeinschaftswährung seit neun Monaten nicht mehr.

Kerninflation stagniert bei 5,2 Prozent

INFO-BOX:
Leitzins
Der Leitzins ist das zentrale Element zur Steuerung der Geldpolitik und wird von einer Zentralbank im Rahmen ihrer Geldpolitik einseitig festgelegt. Er gibt an, zu welchem Zinssatz die Zentralbank mit ange-schlossenen Banken Geschäfte abschließt. Der EZB-Leitzins erreichte sein bisheriges Maximum mit 4,75 Prozent im Oktober 2000, seit März 2016 stand er bei 0,00 Prozent. Ab Juli 2022 erfolgte wieder eine schrittweise Anhebung auf aktuell 3,00 Prozent.
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„Wir müssen eine längere Strecke gehen“, hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde bereits im vergangenen Dezember den jetzigen Kurs der Zentralbank skizziert. Man werde die Zinssätze so lange „in gleichmäßigem Tempo“ anheben, bis sie sicher sei, dass die Inflation wieder auf ihr eigentliches Zwei-Prozent-Ziel zusteuere. Durch die niedrigeren Energiepreise war diese zuletzt im Januar auf 8,5 Prozent gefallen. Dies sei immer noch „viel zu hoch“, so Lagarde.

Allerdings scheint die Euro-Zone die Gefahr einer Rezession gebannt zu haben. Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet für dieses Jahr mit einem Wachstum von 0,7 Prozent. Europa habe sich schneller als erwartet an die höheren Energiekosten angepasst. Insgesamt erweise sich Europa angesichts der Auswirkungen des Ukraine-Krieges „widerstandsfähiger als erwartet“, so der IWF.

Doch trotzdem bleiben die Preise hoch und steigen weiter, was vor allem Haushalte mit kleinen Einkommen belastet. Gleichzeitig reichen die nun höheren Zinsen auf Sparkonten bei Weitem nicht aus, um die hohe Inflation auszugleichen. Die Kerninflation, in der schwankende Preise für Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak herausgerechnet sind, stagnierte zuletzt bei 5,2 Prozent. Das ist der höchste Stand seit Einführung des Euro. Die EZB befürchtet daher, dass sich die hohe Inflation verfestigen könnte. Allerdings prognostiziert die Notenbank selbst, dass die Inflationsrate im Laufe des Jahres auf 6,3 Prozent fallen werde. Für 2024 erwartet man 3,4 Prozent.

Fed mit achter Zinsanhebung in Folge

Mit ihrem heutigen Zinsschritt ging die EZB weiter als die amerikanischen Notenbank Fed, die am Mittwoch ihre Leitzinsen nur um 0,25 Prozent in die Höhe geschraubt hatte. Die achte Anhebung in Folge bedeutet den kleinsten Schritt seit März. Nun liegt der Leitzins in der Spanne von 4,5 bis 4,75 Prozent. Bisher hatten die amerikanischen Währungshüter stets schneller und stärker auf die in den Vereinigten Staaten aber auch schon eher gestiegene Inflation reagiert. „Die EZB befindet sich noch mitten im Inflationskampf, während die Fed langsam einen Waffenstillstand vorbereiten kann“, erläuterte Karsten Junius, Ökonom der Bank J. Safra Sarasin. Fed-Chef Jerome Powell stellte aber ebenfalls weitere Zinserhöhungen in Aussicht. Es sei zu früh, um im Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise den „Sieg“ zu verkünden. „Wir sind der Meinung, dass es da noch einiges zu tun gibt“.