Die Inflation in Deutschland ist zu Beginn des Jahres unter die Marke von fünf Prozent gesunken. Im Januar lag die Teuerungsrate bei 4,9 Prozent, gab das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag bekannt. Analysten hatten zuvor allerdings einen deutlich geringeren Anstieg der Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat von 4,4 Prozent erwartet. Im Dezember hatte die Inflationsrate noch bei 5,3 Prozent gelegen. Dies war die höchste Rate seit 30 Jahren.
Gaspreis Haupttreiber der Inflation
Angeheizt wurde die Teuerung in Europas größter Volkswirtschaft erneut durch die gestiegenen Energiepreise. Verbraucher mussten im Schnitt im Januar 20,5 Prozent mehr für Haushaltsenergie und Benzin zahlen als ein Jahr zuvor. Viele Experten hoffen nun, dass der Höhepunkt der Inflationsentwicklung erreicht sein könnte. „Bei der Jahresveränderungsrate dürften wir nahe am Gipfel sein“, sagte Ökonom Joachim Schallmayer von der DekaBank. Haupttreiber sei derzeit aber vor allem der Gaspreis. „Da kann durchaus noch ein bisschen was nachkommen“, so Schallmayer. Eine höhere Inflation schwächt die Kaufkraft von Verbrauchern, weil sie für einen Euro dann weniger kaufen können als zuvor. Auch an den nur noch mickrig verzinsten Ersparnissen nagt die höhere Teuerung.
EZB hat noch keine Agenda für Zinswende
Als wichtigstes Argument für einen erwarteten Rückgang der Inflationsrate im Januar hatte die Mehrwertsteuer gegolten. Diese hatte die Politik im Zuge der Pandemie von Juli bis Dezember 2020 herabgesetzt. Die Folge war, dass in den vergangenen Monaten von Juli bis Dezember stets Preise mit der höheren Steuer mit solchen aus dem Vorjahr mit der niedrigeren Steuer verglichen wurden. Das hatte die Teuerungsraten künstlich nach oben getrieben. Zahlreiche Analysten hatten daher mit einer spürbar niedrigeren Inflationsrate gerechnet.
Diese geringere Entspannung bei der Inflation könnte den Druck auf die Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) etwas mindern, die bisherige ultralockere Geldpolitik weiter zurückzufahren und den Leitzins wieder anzuheben. Die amerikanische Notenbank Fed hat diesen Schritt für März bereits angekündigt. Die EZB hat hingegen noch keine konkrete Agenda für eine Zinswende. Auch von der an diesem Donnerstag anstehenden Zinssitzung ist kein entsprechendes Signal zu erwarten.
Pandemie zeigt Anfälligkeit der Lieferketten
Inflation |
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Inflation bezeichnet den allgemeinen Anstieg des Preisniveaus einer Ökonomie über einen bestimmten Zeitraum. Steigt das allgemeine Preisniveau, kann jede Geldeinheit weniger Güter und Dienstleistungen kaufen. Somit stellt die Inflation den realen Wertverlust des Zahlungsmittels dar. |
Helaba-Ökonom Ralf Umlauf gab zu bedenken, dass die Zahlen „insgesamt deutlich höher als erwartet“ liegen. Angesichts des Wegfalls des Mehrwertsteuereffekts sei man allgemein von einem stärkeren Minus ausgegangen. Allerdings hätten die hohen Energiepreise diesen Erwartungen einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Hinzu kommt, dass die Teuerung in der Breite angekommen ist. So verteuerten sich Nahrungsmittel und Bekleidung im Dezember vom sechs bzw. 5,5 Prozent. Die Gründe hierfür sind vielfältig. So habe die Corona-Krise beispielsweise gezeigt, wie verwundbar internationale Lieferketten seien. Diese würden von den Unternehmen nun teilweise wieder regionalisiert, was tendenziell höhere Kosten für die Hersteller mit sich bringe, die diese dann an die Verbraucher weitergeben.