home Wirtschaft Nächster Zinsschritt: EZB erhöht Leitzins auf 2,50 Prozent

Nächster Zinsschritt: EZB erhöht Leitzins auf 2,50 Prozent

Die Europäische Zentralbank (EZB) hebt die Zinsen im Kampf gegen die Rekordinflation nicht mehr ganz so stark an wie zuletzt. Die Währungshüter um Notenbankchefin Christine Lagarde beschlossen wie von Börsianern erwartet am Donnerstag, den Leitzins um weitere 0,50 Punkte auf jetzt 2,50 Prozent anzuheben. Der an den Finanzmärkten maßgebliche Einlagensatz wurde im selben Umfang auf 2,00 Prozent heraufgesetzt. Dies ist bereits die vierte Zinserhöhung in Folge. Noch im September und Oktober hatte die Zentralbank die Zinsen um jeweils 0,75 Prozentpunkte erhöht.

EZB will Anleihen abbauen

INFO-BOX:
Leitzins
Der Leitzins ist das zentrale Element zur Steuerung der Geldpolitik und wird von einer Zentralbank im Rahmen ihrer Geldpolitik einseitig festgelegt. Er gibt an, zu welchem Zinssatz die Zentralbank mit ange-schlossenen Banken Geschäfte abschließt. Der EZB-Leitzins erreichte sein bisheriges Maximum mit 4,75 Prozent im Oktober 2000, seit März 2016 stand er bei 0,00 Prozent. Ab Juli 2022 erfolgte wieder eine schrittweise Anhebung auf aktuell 3,00 Prozent.
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Im Juli hatte der EZB-Rat erstmals seit elf Jahren die Zinsen im Euroraum wieder angehoben, von damals null auf 0,5 Prozent. Die Währungshüter hatten die hohe Inflation lange als vorübergehend interpretiert und leiteten den Kurswechsel daher erst später ein als beispielsweise die US-Notenbank Fed. Die Währungshüter signalisierten gleichzeitig ihre Bereitschaft zu weiteren Zinsanhebungen. „Die Leitzinsbeschlüsse des EZB-Rats werden auch in Zukunft von der Datenlage abhängen und von Sitzung zu Sitzung festgelegt“, hieß es dazu ergänzend. Zuletzt hatte sich die Inflation im Euroraum erstmals seit Mitte 2021 leicht von 10,6 auf nun 10,0 Prozent abgeschwächt. Die Notenbank strebt für den Euroraum mittelfristig stabile Preise bei einer Inflationsrate von zwei Prozent an.

Die EZB stellte außerdem in Aussicht, dass sie den Abbau ihrer durch die jahrelangen Anleihenkäufe angeschwollenen Notenbankbilanz ab Anfang März in Angriff nehmen will. Diese ist inzwischen auf 8,5 Billionen Euro angewachsen. Allein der Bestand an Anleihen aus den beendeten beiden großen Kaufprogrammen APP und PEPP lag zuletzt bei rund fünf Billionen Euro.

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hatte sich im Vorfeld der Zinssitzung dafür ausgesprochen, mit dem Bilanzabbau 2023 rasch zu beginnen und ablaufende Anleihen aus dem APP-Programm nicht mehr zu ersetzen. Bislang ersetzen die Währungshüter diese im Bestand noch vollständig. Bis zum Ende des zweiten Quartals 2023 will man so die Bestände monatlich im Durchschnitt um 15 Milliarden Euro verringern.

Fed: US-Leitzins klettert ebenfalls um weitere 0,5 Prozent

Zuvor hatten bereits anderen Notenbanken den Leitzins angehoben. So erhöhte ihn die Bank of England (BoE) am Mittag zum neunten Mal in Folge auf jetzt 3,50 Prozent. Im November hatte sie mit einer Erhöhung um 0,75 Prozentpunkte den größten Zinsschritt seit 33 Jahren vollzogen, um den massiven Preisauftrieb zu bändigen. Bereits am Mittwochabend hatte die US-Notenbank Fed den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte angehoben. Sie leitete damit zwar einen etwas moderateren Kurs ein, signalisierte aber gleichzeitig, dass mit weiteren Zinserhöhungen zu rechnen sei. Der Kampf gegen die Inflation sei noch nicht zu Ende, so Fed-Chef Jerome Powell: „Wir werden Kurs halten, bis die Arbeit erledigt ist“. Der Leitzins in den USA liegt nun in einer Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent.