home Wirtschaft Wegen Glyphosat-Streit: Bayer macht 2020 mehr als zehn Milliarden Euro Verlust

Wegen Glyphosat-Streit: Bayer macht 2020 mehr als zehn Milliarden Euro Verlust

Der Chemiekonzern Bayer hat im vergangenen Jahr einen Verlust von knapp 10,5 Milliarden Euro gemacht. Gründe sind vor allem die Rückstellungen im Streit um den Unkrautvernichter Roundup (Glyphosat) in den USA sowie Wertberichtigungen im Agrargeschäft. Wie Bayer mitteilte, blieb der Umsatz mit einem Plus von 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 41,4 Milliarden Euro stabil. Vor allem mit Blick auf das Pharmageschäft zeigte sich Bayer für das laufende Geschäftsjahr optimistisch und rechnet mit einem „soliden operativen Wachstum“. 2019 hatte Bayer noch einen Gewinn von 4,1 Milliarden Euro erwirtschaftet.

Bayer unterstützt CureVac bei Corona-Impfstoff

INFO-BOX:
CureVac
CureVac wurde im Jahr 2000 an der Universität Tübingen aus den Arbeitskreisen von Hans-Georg Rammensee und Günther Jung gegründet. Das Unternehmen hat sich auf die Erforschung und die Entwicklung von Arznei-mitteln auf der Grundlage des Botenmoleküls messenger RNA (mRNA) spezialisiert. 2003 zog das Unternehmen mit 18 Mitarbeitern ins Biotechnologiezentrum Tübingen um. Heute hat CureVac rund 500 Mitarbeiter und weist einen jährlichen Umsatz von mehr als 17 Milliarden Euro aus.
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Aufgrund des dicken Minus in der Bilanz für 2020 müssen die Aktionäre Abstriche machen. Bayer will nur noch zwei Euro Dividende je Anteilsschein zahlen, im Vorjahr waren es noch 2,80 Euro gewesen. Überhaupt hatten Aktionäre in letzter Zeit wenig Freude an der Bayer-Aktie. Innerhalb von drei Jahren hat sich der Aktienkurs des DAX-Unternehmens in etwa halbiert. Besonders hinsichtlich der Corona-Pandemie habe man nun aber „die Weichen für zukünftiges Wachstum“ gestellt, sagte Konzernchef Werner Baumann. So vereinbarte Bayer eine „umfassende Partnerschaft“ mit dem Impfstoff-Hersteller CureVac. „Dabei geht es zunächst darum, klinische Studien und die Zulassung des Impfstoffs von CureVac zu unterstützen“, erklärte Baumann. Gleichzeitig seien bereits Vorbereitungen in Wuppertal sowie in Bayers globalem Produktionsnetzwerk angelaufen, um so schnell wie möglich bei der Produktion des Vakzins zu helfen.

Im Agrarchemiebereich lastet hingegen weiter der Glyphosat-Rechtsstreit in den USA um Krebserkrankungen durch Roundup auf der Bilanz. Allein das ausgehandelte Monsanto-Vergleichspaket würde die Leverkusener bis zu 11,6 Milliarden Dollar kosten, inklusive der 9,6 Milliarden Dollar für bestehende Klagen. Doch ob es überhaupt zu diesem Vergleich kommt, hängt nun am zuständigen US-Bundesrichter Vince Chhabria. Dieser hatte im Juni vergangenen Jahres einen ersten Vergleichsvorschlag von Bayer abgelehnt und moniert, das Unternehmen habe zu wenig Geld für künftige Klagen eingeplant.

Die Leverkusener besserten daraufhin ihr Angebot nach. Man hofft nun, dass es bald zu einer mündlichen Anhörung mit anschließender Zustimmung des Richters zu dem Vergleich kommen wird. Bayer betonte dazu am Donnerstag, es gebe inzwischen „rund 90.000 aktuelle Klagen, die vergleichen wurden oder nicht den Kriterien entsprachen, die zur Teilnahme an dem Vergleich berechtigen“. Man werde aber weiter mit den Klägeranwälten verhandeln, um sich auch zu den verbleibenden bestehenden Klagen zu einigen.

Konzern setzt für Wachstum auf Pharmabereich

Für 2021 kalkuliert Bayer vorsichtig. Nach Angaben von Konzernchef Baumann rechne man mit einem Umsatz von etwa 42 bis 43 Milliarden Euro und einem bereinigten Betriebsgewinn von 11,2 bis 11,5 Milliarden. Das Unternehmen kalkuliert dabei erneut mit Wechselkurseffekten. Um diese Ziele zu erreichen, setzt Bayer neben der CureVac-Unterstützung massiv auf vielversprechende Wachstums-Bereiche wie Zell- und Gentherapien. Dazu kaufte man zuletzt unter anderem das Biotech-Unternehmen Asklepios BioPharmaceutical. Insgesamt schloss der Konzern 2020 nach eigenen Angaben mehr als 25 Käufe oder Kooperationen im Pharmabereich ab.