Bier wird voraussichtlich schon bald auf breiter Front teurer. Eine Reihe großer Brauereien hat angesichts gestiegener Energie-, Logistik- und Rohstoffkosten Preiserhöhungen für das kommende Frühjahr angekündigt. Neben Deutschlands größter Brauereigruppe Radeberger wollen auch Pils-Marktführer Krombacher sowie Veltins ihre Preise für Fass- und Flaschenbier anheben. Dies bestätigten die Brauereien am Dienstag gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Zuvor hatte bereits der Branchendienst „GetränkeNews“ über die Pläne berichtet.
Corona und Energiekosten als Preistreiber
Die beliebtesten Biermarken Deutschlands |
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1. Beck's 2. Krombacher 3. Warsteiner 4. Bitburger 5. König Pilsener 6. Veltins 7. Erdinger 8. Paulaner 9. Oettinger 10. Radeberger |
Ein Veltins-Sprecher verwies darauf, dass allein im Energiebereich die Kosten in den vergangenen drei Jahren um mehr als 150 Prozent gestiegen seien. „Das ist nicht mehr aufzufangen“. Die geplante Preiserhöhung gelte daher ebenso für den Einzelhandel wie für die Gastronomie. Ein Gast muss dann an der Theke oder im Restaurant pro Glas Bier 30 bis 50 Cent mehr bezahlen. Der Kasten im Getränkemarkt verteuert sich um etwa einen Euro. Premium-Biere dürften nach der Preiserhöhung auch als Aktionsware die 10-Euro-Marke durchbrechen. Krombacher verwies in seiner Stellungnahme darauf, dass die letzte Preiserhöhung immerhin drei Jahre zurückliege.
Bierabsatz in Deutschland auf Rekordtiefstwert
Für den Deutschen Brauer-Bund kommen die angekündigten Preiserhöhungen nicht überraschend. In der gesamten Branche seien die Kostensteigerungen auf vielen Feldern so massiv, dass sie sich wahrscheinlich über kurz oder lang auf die Preise auswirken werden, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbands, Holger Eichele, der Düsseldorfer „Rheinischen Post“. Vor allem Braugerste sei derzeit knapp und teuer. „Auf Jahressicht sind die Preise um etwa 50 Prozent gestiegen“, so Eichele. Branchenexperten gehen davon aus, dass neben den bereits genannten Brauereien auch Bitburger oder regionale Hersteller von Kölsch, Hellem oder Weißbier mit ihren Preisen nachziehen werden. Ausnahmen sind Warsteiner und König Pilsener. Diese sind wirtschaftlich angeschlagen und können sich eine Preissteigerung möglicherweise nicht erlauben, weil sie die Kunden dann einfach im Regal stehen lassen.
In der Corona-Krise sind dabei nicht nur die Bier-Preise erodiert, die Menschen in Deutschland tranken zudem auch so wenig Bier wie noch nie seit der Wiedervereinigung. In der ersten Hälfte dieses Jahres sei der Absatz im Inland um fast fünf Prozent auf den Tiefstwert von 3,3 Milliarden Liter gefallen, ermittelte das Statistische Bundesamt im Sommer. Der Brauwirtschaft fehlte das Geschäft durch die geschlossene Gastronomie und die ausgefallenen Großveranstaltungen. Teilweise mussten Bierbrauer sogar dazu übergehen, Biervorräte wegen Ablauf des Haltbarkeitsdatums zu vernichten. Einziger Lichtblick war der Verkauf von Flaschenbier im Einzelhandel, von dem aber auch nur wenige große Brauereien profitierten. Kleiner Trost für die Verbraucher: Selbst wenn man die angekündigten Preissteigerungen mit einrechnet, ist Bier trotzdem noch günstiger als vor 20 Jahren.