Trotz Inflation und Energiekrise bleibt die Spendenbereitschaft in Deutschland hoch. In den ersten drei Quartalen dieses Jahres verzeichneten gemeinnützige Organisationen und Kirchen sogar einen Rekord bei den Spendeneinnahmen, wie der Deutsche Spendenrat am Donnerstag in Berlin mitteilte. Laut der von ihm vorgestellten „Bilanz des Helfens“ wurden zwischen Januar und September insgesamt 3,8 Milliarden Euro gespendet.
Im Schnitt 41 Euro pro Spende
Deutscher Spendenrat |
---|
Der Deutsche Spendenrat wurde 1993 in Frankfurt am Main gegründet und hat seinen Sitz in Berlin. Er sieht sich als Dachverband Spenden sammelnder gemeinnütziger Organ-isationen in Deutschland und Instrument der freiwilligen Selbstkontrolle. Stand 2021 gehören ihm 69 Organisationen an, darunter der Deutsche Tierschutzbund, das Rote Kreuz oder die DLRG. |
Den Hauptanteil der Hilfsgelder stellte mit 76,7 Prozent – im Vorjahr 78,5 Prozent – erneut die humanitäre Hilfe dar. Dafür war ausschließlich die Not- und Katastrophenhilfe verantwortlich, die um 141 Millionen Euro wuchs. Alle anderen Teile der humanitären Hilfe wie Entwicklungshilfe, Bildung oder Kinder- und Jugendhilfe, verloren hingegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Im Zuge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine habe auch die Hilfe für Geflüchtete deutliche Zuwächse in den ersten Monaten des Krieges erfahren und sich im Vorjahresvergleich auf fast eine Milliarde Euro nahezu verfünffacht. Etwa jeder zweite gespendete Euro sei an internationale Projekte gegangen, im Jahr zuvor nur etwa jeder dritte. Grund dafür war damals die Flutkatastrophe im Ahrtal, für die außergewöhnlich viele Spenden eingingen.
Spendenrat erwartet schwieriges 2023
Am spendenfreudigsten sind dem Bericht zufolge weiterhin Menschen ab 70 Jahren. Zusammen mit den Über-60-Jährigen kamen sie für fast 60 Prozent des Gesamtspendenvolumens auf. Am stärksten stieg die Spendenbereitschaft indes in der Altersgruppe bis 29 Jahre. Ihre Zahl kletterte laut Deutschem Spendenrat 2022 im Vergleich zum Vorjahr um rund 200.000 in die Höhe. Junge Menschen spendeten im Durchschnitt etwa 123 Euro. Für das kommende befürchte man eine schwieriger Situation, wenn Verbraucher die Inflation möglicherweise stärker zu spüren bekommen, sagte Mälzer. Eine zusätzlich vorgestellte Umfrage unter 2.000 Befragten ergab, dass rund ein Drittel schätzt, in den nächsten zwölf Monaten voraussichtlich wesentlich weniger oder etwas weniger Geldspenden an Organisationen tätigen zu können. Auch die Organisationen selbst würden durch Kostensteigerungen belastet, so Mälzer.
Die „Bilanz des Helfens“ wird einmal jährlich von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Auftrag des Deutschen Spendenrats erstellt. Als Spende zählen freiwillige Geldspenden von Privatpersonen an gemeinnützige Organisationen, Hilfs- sowie Wohltätigkeitsorganisationen und Kirchen. Nicht enthalten sind dagegen unter anderem Erbschaften, Unternehmensspenden, Parteispenden, Stiftungsneugründungen sowie Großspenden über 2.500 Euro.