home Panorama, Wirtschaft Maues Kundenwachstum: Netflix-Aktie bricht um rund 20 Prozent ein

Maues Kundenwachstum: Netflix-Aktie bricht um rund 20 Prozent ein

Der Streaming-Marktführer Netflix rechnet nach dem Corona-Boom der vergangenen Jahre nur noch mit einem schwachen Wachstum. Für das laufende Quartal erwartet das Unternehmen lediglich 2,5 Millionen neue Kunden. Damit blieb Netflix deutlich hinter der Prognose von Analysten. Im ersten Quartal hatte der Streaming-Anbieter noch vier Millionen Kunden hinzugewonnen. Die Aktie stürzte in der Folge nachbörslich um rund 20 Prozent ab.

Netflix kämpft mit zunehmendem Wettbewerb

„Die Abonnentenbindung und das Publikum sind nach wie vor stark, aber das Wachstum neuer Abonnenten hat nicht wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht“, räumte Netflix in Los Gatos ein. Dabei sehen die Ergebniszahlen gut aus. Im Schlussquartal des abgelaufenen Jahres stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreswert um 16 Prozent auf 7,7 Milliarden Dollar. Der Gewinn wuchs um rund zwölf Prozent auf 607 Millionen Dollar (rund 537 Millionen Euro). Der Zahl der Abonnenten weltweit liegt bei 222 Millionen. Der Streamingdienst hatte gleich zu Beginn der Corona-Pandemie einen regelrechten Kundenansturm erlebt. Doch inzwischen flaut das Wachstum schon länger ab. Netflix kämpft mit starker Konkurrenz. Die Rivalen Disney+, Hulu und HBO Max rüsten auf, zudem sind in letzter Zeit neue Anbieter wie Peacock und Paramount+ hinzugekommen. In seinem Quartalsbericht musste der Marktführer dann auch einräumen, dass sich der Wettbewerb intensiviert habe, da Entertainment-Konzerne weltweit ihre eigenen Streaming-Services entwickelten.

Viele können sich Streaming-Dienste nicht mehr leisten

INFO-BOX:
Netflix
Netflix wurde 1997 in Los Gatos (Kalifornien) von Reed Hastings und Marc Randolph gegründet. Es agierte zunächst als Online-Videothek. 2007 stieg Netflix ins Video-on-Demand-Geschäft ein und machte die Inhalte per Streaming zugänglich.
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Die immer stärker werdende Konkurrenz sorgt zum einen dafür, das das eigene Kundenwachstum Grenzen bekommt. Viele Familien können sich mehrere Streamingdienste parallel schlicht nicht leisten, sondern müssen sich beispielsweise zwischen Netflix und Disney+ entscheiden. In manchen Regionen wie beispielsweise in Lateinamerika ist die wirtschaftliche Lage so angespannt, dass sich viele Verbraucher dort überhaupt keine Streaming-Abos mehr leisten können. Schlecht entwickeln sich auch die Kosten. Die Konkurrenz buhlt mit dem Marktführer auch um neue Inhalte, was die Preise für die Produktionen massiv in die Höhe treibt. Netflix fällt es daher zunehmend schwerer, das hohe Tempo bei der Vorstellung neuer Serien und Filme aufrecht zu erhalten.

Auch in den USA versuchen die Menschen nach Ansicht von Marktexperten, sich angesichts der hohen Inflation von unnötigen Kosten zu befreien. „Wenn die Menschen Probleme haben, sich Benzin und Lebensmittel zu leisten, wird es für sie schwer sein, einen weiteren Streaming-Dienst zu rechtfertigen“, sagte der unabhängige Analyst Robert Enderle. Zuletzt hatte Netflix zudem in den großen Märkten USA und Kanada die Preise angehoben.

„Squid Game“ bekommt zweite Staffel

Überhaupt waren Asien und Europa 2021 mit je sieben Millionen Neukunden die wichtigsten Märkte für Netflix. In den USA und Kanada kam nur gut eine Million neuer Nutzer hinzu. Hinzu kommt, dass die mit Spannung erwartete neue Staffel der Erfolgsserie „Bridgerton“ sowie der Science-Fiction-Blockbuster „The Adam Project“ erst im März starten. Besonders erfolgreich liefen zuletzt auch Produktionen aus Südkorea wie „Squid Game“. Am Freitag wurde bekannt, dass der Serien-Hit eine zweite Staffel bekommen wird. „Das Universum von Squid Game hat gerade erst begonnen“, ließ sich Ted Sarandos, Co-CEO von Netflix im Magazin „Deadline“ zitieren. Die umstrittene Thrillerserie hatten in den ersten vier Wochen nach dem Start im vergangenen Herbst mehr als 142 Millionen Haushalte gestreamt.

Der trübe Geschäftsausblick von Netflix brachte nachbörslich auch die Papiere der Konkurrenz kräftig unter Druck. Für den Unterhaltungsgiganten Walt Disney ging es zweitweise um fünf Prozent nach unten. Roku, der führende US-Hersteller von Streaming-Geräten stürzte um sechs Prozent ab. Auch der Mutterkonzern von Paramount+, ViacomCBS, und der Live-Sport-Streaming-Dienst FuboTV erlitten teils deutliche Kursverluste.