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Disney+: Streaming-Geschäft rettet Unterhaltungskonzern vor roten Zahlen

Das in der Corona-Pandemie stark wachsende Streaming-Geschäft hat den Unterhaltungskonzern Walt Disney trotz geschlossener Vergnügungsparks und in den Häfen vor Anker liegender Kreuzfahrtschiffe in den schwarzen Zahlen gehalten. Entscheidend dazu bei trug der Streaming-Dienst Disney+, der mit Produktionen wie der Star-Wars-Western-Serie „The Mandalorian“ oder dem Pixar-Film „Soul“ inzwischen fast 95 Millionen Abonnenten anlockte. Damit hat der erst im November 2019 gestartete Online-Videodienst nun schon halb so viele Nutzer wie der große Konkurrent Netflix.

Disney+ mit 21 Millionen Neukunden im letzten Quartal

INFO-BOX:
Disney+
Disney+ startete offiziell am 12. November 2019 in den Niederlanden, USA und Kanada. Seit dem 24. März 2020 ist der Video-on-Demand-Dienst auch in mehreren europäischen Ländern, darunter Deutschland, verfügbar. Der Programmschwerpunkt liegt auf Produktionen der Walt Disney Motion Pictures Group. Zusätzlich werden ausgewählte Dokumentarfilme von National Geographic angeboten. Das Gesamt-angebot umfasst mehr als 1.000 Filme und Serien.
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Dieser ist allerdings schon seit rund 14 Jahren als Video-on-Demand-Dienst tätig und auch in deutlich mehr Ländern verfügbar. Im abgelaufenen Quartal konnte Disney+ über 21 Millionen neue Abokunden hinzugewinnen, wie der Konzern am Donnerstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Unter dem Strich erwirtschaftete Disney einen Gewinn von 29 Millionen Dollar (rund 24 Millionen Euro). Obwohl dies ein Rückgang im Jahresvergleich um 99 Prozent ist, wurden die Erwartungen trotzdem übertroffen. Denn in den Vorquartalen hatte es stets hohe Verluste gehagelt, da die Corona-Krise weite Teile des Disney-Imperiums lahmgelegt hatte.

Umso beeindruckender macht das Wachstum von Disney+, dass bei dem Streaming-Dienst Ende letzten Jahres zahlreiche befristete Lockangebote ausgelaufen waren. Rechnet man weitere konzerneigene Streaming-Angebote wie Hulu oder ESPN+ hinzu, kommt Disney sogar auf 146 Millionen monatlich zahlende Kunden. Diese Abo-Zahlen sorgten an der Börse für Hochstimmung. Nachdem die Aktie bereits auf einem Allzeithoch geschlossen hatte, konnte sie nach Börsenschluss nochmals um 3,1 Prozent zulegen.

Dabei gingen die Erlöse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 22 Prozent auf 16,2 Milliarden Dollar zurück. Besonders Vergnügungsparks, Ferienresorts und Kreuzfahrten erlitten einen Einbruch um 53 Prozent. Die durch die Corona-Krise verursachten Sonderbelastungen für diese Sparte taxierte Disney allein für das letzte Quartal auf immense 2,6 Milliarden Dollar. Auch bei den Hollywood-Studios und im klassischen Kabelgeschäft musste der Konzern Abstriche machen. Trotzdem hielt sich der Rückgang in diesem Geschäftsbereich mit einem Minus von zwei Prozent auf 1,5 Milliarden Dollar in Grenzen.

Kinos bangen um Erstausstrahlungen

Firmenchef Bob Chapek will indes das Momentum des Streaming-Booms nutzen. „Wir sind gut positioniert, um künftig noch größere Erfolge zu feiern“. Bis zum Ende des Geschäftsjahres 2024 will der Konzern 16 Milliarden Dollar für einen „bewussteren und aggressiveren Streaming-Push“ zur Verfügung stellen. Dies sehen unter anderem Kinoketten auf der ganzen Welt mit Sorge. Schon die Neuverfilmung des Disney-Zeichentrickklassikers „Mulan“ hatte man kaum in den Kinosälen zu Gesicht bekommen, sondern vor allem auf die Verbreitung über Disney+ gesetzt. Angesichts weiterhin geschlossener Häuser setzten die Produktionsfirmen in letzter Zeit vermehrt auf eine Erstausstrahlung in den heimischen Wohnzimmern. Den Actionfilm „Black Widow“ (Marvel Studios), dessen Start auf den 7. Mai verschoben wurde, will Disney aber weiterhin zuerst in den Kinos zeigen.