home Gesundheit, Politik Mehr als 70 Prozent der Erwachsenen in der EU gegen Corona geimpft

Mehr als 70 Prozent der Erwachsenen in der EU gegen Corona geimpft

Die Europäische Union hat im Kampf gegen das Coronavirus ein wichtiges Etappenziel erreicht. Nach Angaben von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sind inzwischen 70 Prozent der Erwachsenen in der Staatengemeinschaft vollständig geimpft. „Das sind mehr als 250 Millionen Menschen, die immunisiert sind“, so die Chefin der EU-Exekutive. Sie sprach von einer „großen Leistung“ und einem „Meilenstein“.

Neue Varianten machen höhere Impfquote nötig

Deutschland liegt allerdings noch deutlich unter dieser Marke. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) sind derzeit mehr als 60 Prozent der Menschen (50,2 Millionen) hierzulande vollständig geimpft. Etwa 54 Millionen Menschen (65,1 Prozent) haben mindestens eine Impfung erhalten. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erklärte am Dienstag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem österreichischen Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP): „Wir sehen einen Weg heraus“. Das Thema sei inzwischen nicht mehr „es gibt nicht genug Impfstoff“, sondern man müsse nun möglichst viele Menschen davon überzeugen, sich impfen zu lassen. „Leider ist unsere Impfquote in Europa keine Spitzenposition“, so Merkel weiter.

Das Ziel, bis zum Ende des Sommers 70 Prozent der Erwachsenen in der EU durch eine Impfung vor COVID-19 zu schützen, hatte die EU-Kommission im Januar ausgegeben. Experten waren damals davon ausgegangen, dass rund zwei Drittel der Bevölkerung einen Impfschutz erhalten müssen, um die Corona-Pandemie in einem Land zu stoppen. Diese Hoffnung hatte sich allerdings wegen der deutlich ansteckenderen Delta-Variante zerschlagen.

Trotzdem hat die EU eine erfolgreiche Aufholjagd hingelegt. So waren beispielsweise die USA anfangs deutlich schneller darin, der Bevölkerung ein Impfangebot zu machen. Dies lag vor allem daran, dass in der EU zu Beginn der Impfkampagne nur sehr wenig Impfstoff zur Verfügung stand. Heute liegen die Vereinigten Staaten bei der Immunisierungsquote hinter der EU. Ein neues, noch höheres Impfziel hat sich die EU bislang nicht gesetzt. Die Kommission ermuntert aber nochmals alle Impfskeptiker, sich immunisieren zu lassen. „Wir können hier nicht aufhören. Neue Varianten machen es erforderlich, über 70 Prozent hinauszugehen, um sicher zu sein“, sagte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides. Es gehe nun darum, einen Schritt voraus zu sein.

Sachsen und Brandenburg in Deutschland Schlusslichter

Die Marke von 70 Prozent ist allerdings nur als Durchschnittswert zu verstehen. Der Anteil der Geimpften schwankt in den EU-Mitgliedsstaaten stark. So hinken Staaten im ärmeren Osten der EU deutlich hinterher. In Bulgarien sind nach Angaben des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) nur 20 Prozent aller Erwachsenen vollständig geimpft, in Rumänien 32 Prozent. Demgegenüber haben in Belgien, Dänemark, Irland oder Portugal schon mehr als 80 Prozent der Erwachsenen den vollen Impfschutz. Auch innerhalb Deutschlands gibt es deutliche regionale Unterschiede. Spitzenreiter ist das Bundesland Bremen mit einer Impfquote von 70,5 Prozent, gefolgt vom Saarland (66,4 Prozent) und Schleswig-Holstein (64,2 Prozent). Schlusslichter sind Sachsen (51,6 Prozent), Brandenburg (54,8 Prozent) und Thüringen (55,6 Prozent).